Bis zur letzten Seite unglaubwürdig

Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
kainundabel Avatar

Von

Laut Klappentext erzählt Michael Köhlmeier „von einer Initiation, von Rebellion und Befreiung und der ewigen Faszination des Bösen – von einem Duo, das man nie wieder vergisst.“ Nie wieder? Im Gegenteil: so schnell wie möglich! Es ist keineswegs der erste Roman, den ich von Köhlmeier lese. Umso mehr enttäuscht mich eine derart absurde, unlogische, hanebüchene und völlig unglaubwürdige Geschichte wie die von Frankie und seinem Opa, der als ausgesprochener Kotzbrocken seinen 26 im Gefängnis verbrachten Jahren mit seinem Verhalten Tribut zollen muss. Da passt für mein Empfinden überhaupt nichts zusammen. Mag sein, dass der vaterlos aufwachsende Vierzehnjährige eine Ersatzfigur in seinem Leben benötigt. Aber was ihn, der gerne kocht und zu Mama ins Bett huscht, an seinem Opa, den er so gut wie gar nicht kennt, fasziniert, liegt jenseits meiner Vorstellungskraft. Den ungehobelten Flegel als Vorbild, der mit Enkel und Tochter nach seinem Gusto umspringt, seinen Enkel schlägt, in seinem Beisein ein Auto klaut, ihm „das Fahren beibringt“, ihn allein auf der Autobahn zurücklässt mit der Begründung, er könne ja jetzt selbst nach Wien zurückfahren, der seine Mitschüler durchgängig als „Arschlöcher“ tituliert, der alles und jeden „beschissen“ findet (vielleicht zählt mal jemand, wie oft dieses Wort im Text vorkommt). Höhepunkt des Ganzen: Er schenkt dem Jungen eine Pistole. Da mögen mir die Entwicklungspsychologen mit Erklärungen über Initiation, Rebellion und Befreiung weiterhelfen. Auch Details wirken äußerst unlogisch. Der Alte wohnt nach seiner Entlassung ein paar Tage bei Tochter und Enkel. Am ersten Tag klaut er den Reserveschlüssel zur Wohnung. Nach dem Bezug der eigenen Wohnung und der Gewalt gegen den Enkel, taucht er vor der ersten Wohnung auf, will unbedingt hinein und droht, die Tür einzutreten. Mit dem Schlüssel in der Tasche? Als er Tage später (dank des Schlüssels) mitten in der Nacht im Schlafzimmer des Enkels steht, will dieser, dass sein Opa ihn mitnimmt. Wie bitte? Anschließend läuft das eigenartige Duo weit über eine Stunde durch den 4. Bezirk bis über Schloss Schönbrunn hinaus, ohne dass ein Mensch sie sieht. Mag ja sein, dass Wien nachts so tot ist wie die letzte im 16. Jahrhundert verendete arme Kirchenmaus im Stephansdom, aber … Ich merke, ich bade jetzt förmlich in meiner maßlosen Enttäuschung über diesen neuen Köhlmeier. Vielleicht hat er aber auch etwas Gutes: Mit „Frankie“ habe ich möglicherweise den schlechtesten Roman des neuen Jahres schon im Januar hinter mich gebracht!? Wär das schön!