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Dass Frankies ganzes Handeln und seine Welt- und Familienanschauung unauthentisch und völlig daneben sind, haben schon etliche meiner Vorrezensenten angemerkt. Dem kann ich mich nur anschließen. Und: Nein, ich habe noch kein anderes Buch von Michael Köhlmeier gelesen, werde ich auch nicht mehr. Ich hatte zwar gelegentlich mit „Matou“ geliebäugelt, aber der Umfang von 960 Seiten und etliche Rezensionen hielten mich davon ab.

„Frankie“ ist ein schmales Buch mit lediglich 206 Seiten. Es ist schon flüssig zu lesen, aber unschlüssig, im Sinne von: Der Autor wusste möglicherweise nicht, wohin die Reise gehen sollte. Ich hatte – wie leider so oft – den Eindruck, dass eventuell der Verlag mal wieder den Autor unter Druck gesetzt hat, ein neues Buch müsse her und da liefert man dann in der Not Unausgegorenes ab.

Ich wurde also weder mit Frankie warm, noch mit seiner Mutter, dem Freund der Mutter, geschweige denn mit den Knast-Opa, um den die Geschichte sich dreht. Das Buch ist schnell gelesen, so viel Zeitverschwendung ist es also nicht, aber irgendwie schade trotzdem.

Frankie begegnet also seinem Opa, den er – außer ein paar Mal im Knast – noch nie gesehen hat. Der Opa ist äußerst aggressiv und warum Frankie dann dauernd mit ihm mitwill, bleibt unverständlich. Der ganze Handlungsablauf kommt einem vor, wie an den Haaren herbeigezogen. Im Grunde sind nicht nur Frankies Beweggründe nicht nachzuvollziehen, ebenso wenig die Handlungen aller Beteiligter. Es wird auch viel zu wenig nachgefragt oder recherchiert, die meisten Protagonisten nehmen seltsames Verhalten einfach so hin. „Wenn einer den anderen fragt, was er getan hat, dann wird irgendetwas erzählt. Nur nicht die Wahrheit. Das ist dann wie Fernsehen oder Bücherlesen.“ (Seite 75)

Eine von Opas Weisheiten hat mir allerdings gefallen, Seite 87: „Nie sind deine eigenen Gedanken so frei wie im Gefängnis. […] Der wahre Denker ist der, der sich um nichts in seinem Leben kümmern muss. Alle großen Philosophen haben Personal gehabt. […] Im Gefängnis musst du dich um nichts kümmern. Du brauchst nicht nachzudenken, was und wann es Essen gibt. Du brauchst nicht nachzudenken, wo du schlafen sollst. Wann du arbeiten sollst. …“

Und wir müssen einfach so hinnehmen, dass Vieles offenbleibt oder unklar im Nebel verschwindet. „Was die Polizei versäumt, übernimmt das Schicksal.“ (Seite 154) Zum Beispiel will Frankie nie wissen, warum sein leiblicher Vater weg ist oder was es mit Opas Frau, der Mutter seiner Mutter, auf sich hatte. Die er nie kennengelernt hat. Geredet wird in der kleinen Familie nur über Belanglosigkeiten, wie Kleidung, Möbel oder Essen.

Das Cover ist genauso unausgegoren wie der Rest. Das abgebildete Auto hat nicht nur die falsche Farbe, es ist auch vom Zustand her nicht richtig. Von daher passt es vielleicht dann doch zum Inhalt.

Fazit: Schon flüssig zu lesen, aber dennoch kaum empfehlenswert. Die Geschichte ist einfach nicht nachvollziehbar.