Frank wird zu Frankie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
beust Avatar

Von

Frank Thaler einfach so als Loser zu bezeichnen, wäre zu weit gegriffen. Aber klar ist: Er hat ein so enges Verhältnis zu seiner Mutter, dass nur Ödipus seiner Mutter näher gewesen sein dürfte; und in der Schule hat er etwa so viele Freunde wie Robinson bevor Freitag angeschwemmt wurde. Was Frank aber hat, ist Humor – und einen Großvater, dem Frank aber erst so richtig kennen lernt, als jener nach achtzehn Jahren aus dem, Knast entlassen wird. Frank ist 14.
Franks Humor ist in Köhlmeiers Kurzroman allgegenwärtig – denn er ist der Erzähler jener Wochen seines Lebens, in dem Frank zu Frankie wird, dem Kindsein entwächst und völlig von der Rolle springt. Der Erzählton macht die Musik – er ist witzig, nah dran, reflektiert und cool, wenn der Teenager-Nerd auf seinen hartgekochten Opa trifft, der in seinem Enkel offenbar so etwas wie seine zweite Chance sieht. Denn von Anfang an traktiert der Opa seinen Enkel mit dem Erfolg des „harten Lebens“ (er schlägt ihn beispielsweise zusammen), das er freilich eigentlich selbst nicht kennt, denn Opa hat insgesamt 26 Jahre gesessen und nichts Bleibenderes geschaffen als eine Tochter, deren Talent zum Leben ebenfalls nicht ausgeprägt ist, wenn sie auch nicht kriminell geworden ist. Solche Anlagen überspringen wohl eine Generation …
„Frankie“ ist ein österreichisches Roadmovie ohne Alpensound, das so auch in Texas spielen könnte. Und es ist ein kurzes Stück über die Frage nach der Herkunft der Schuld, nach der Einsicht in Verantwortung – oder die Ablehnung derselben. Und nach der Kraft, die man benötigt, um sich von sich selbst befreien – ob mit oder ohne Damenpistole. Opas Anleitung zur Vergangenheitsbewältigung: Warum tun wir die Dinge, die wir tun? Egal, denn wir tun sie, weil wir sie tun.
Beim Lesen entfaltet die Geschichte dank der genialen Erzählstimme und den tollen Portraits von Frank (von innen) und Opa (von außen) ausgesprochen viel Freude.