Frankie ist sympathisch und große Verwirrung zugleich

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erikareadsandwrites Avatar

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Frank ist 14 Jahre alt, liebt seine Mutter, Tierdokus und Kochen. Als sein Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, steht seine Welt Kopf. Niemand will ihm verraten, wofür sein Opa eingesessen hat, und aus dem Herrn selbst wird er auch nicht schlau.

Ich mochte die Erzählweise aus dem Blick von Frank sehr, wie er voller Liebe und Stolz von seiner Mutter erzählt, die in der Oper arbeitet, wie er plant, was er kochen wird, aber vor allem, wie er die Erwachsenen durchschaut. Simpel erklärt er, was und warum Erwachsene tun und sagen oder nicht tun und sagen. Oft fühlt man sich selbst erwischt. Frank bleibt dabei sehr sympathisch. Nicht nachzuvollziehen war seine Charakterentwicklung: in der ersten Hälfte ist er ein schüchterner, lieber Junge, in der zweiten Hälfte ist er plötzlich ein harter Kerl, aus nicht nachzuvollziehenden Gründen, was nicht wirklich authentisch war.

Sein Großvater ist ebenfalls ein Charakter, der nicht zu durchschauen ist, nicht mal von Frank, der im Laufe des Buches immer öfter "Frankie" genannt wird. Er möchte einerseits auf cool machen, wie ein Cowboy, und verstrickt sich in schlauem Gerede. Er vertritt einen starken Existenzialismus, meint, es gäbe kein Warum hinter Verbrechen und dass es keine Bedeutung hat. Andererseits will er sich immer gegenüber Frankie rechtfertigen, taucht immer wieder nach unschönen Auseinandergehen bei ihm auf und tischt ihm eine Erklärung auf. Er widerspricht sich selbst.

Ich habe bis zum Ende nicht wirklich verstanden, worum es in dem Buch geht. Michael Köhlmeier hat mich in großer Verwirrung zurückgelassen. Einige Elemente habe ich durchaus erkannt, wie die Frage um Schuld, Erwachsenwerden, Schwere von Verbrechen, wie man kriminell wird. Doch ich glaube, jeder versteht für sich noch etwas anderes nach dieser Lektüre. Man muss viel zwischen den Zeilen lesen. Ich bin sicher, jeder Deutschlehrer könnte dieses Buch nach Unterrichtsmaterial für ein halbes Jahr ausschlachten, über so viel gibt es darin nachzudenken.

Ich empfehle das Buch an die, die abends grübelnd im Bett liegen möchten. Alle anderen, denen die Ungewissheit zu viel ist, sollten die Finger davon lassen.