Großartiger Roman über eine ungewöhnliche Großvater-Enkel-Beziehung

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monika85 Avatar

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Der Hanser Verlag hat den neuen Roman des mit vielen Literaturpreisen ausgezeichneten österreichischen Autors Michael Köhlmeier veröffentlicht.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Gymnasiast Frank Thaler. Der 14jährige lebt gemeinsam mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung in Wien. Der Vater hat die Mutter bereits vor Jahren verlassen, Frank sieht ihn selten. Mutter und Sohn stehen sich sehr nahe, sie kochen gern und sehen sich im Fernsehen gemeinsam Filme an. Die Mutter verdient den Lebensunterhalt als Schneiderin und Garderobenfrau in der Volksoper.

Frank und seine Mutter holen den Großvater Ferdinand vom Gefängnis ab, wo dieser eine 18jährige Freiheitsstrafe verbüßte und nun wegen guter Führung vorzeitig entlassen wird. Der 71jährige wohnt für einige Tage bei der kleinen Familie, ehe er eine eigene Wohnung bezieht. Die Mutter weigert sich, Frank zu erzählen, weshalb der Großvater im Gefängnis war. Ferdinand ist barsch und unfreundlich zu seinem Enkel und wird sogar handgreiflich. Frank, vom Großvater nur Frankie genannt, hat wie seine Mutter Angst vor diesem, gleichzeitig aber übt Ferdinand eine große Faszination auf den Jungen aus. Eines Abends steht Ferdinand vollkommen unerwartet vor Franks Bett, und gemeinsam verlassen sie die Wohnung. Eine gemeinsame Reise beginnt, die Franks Leben verändern wird .....

Das Buch ist in der Ich-Form aus Franks Perspektive erzählt und hat mich von Anfang an fasziniert. Frank lässt uns teilhaben an seinem Alltag und seiner Gedankenwelt, aber auch an seinen Ängsten. Wir erleben, wie er sich nach anfänglicher Zurückhaltung immer mehr seinem Großvater annähert und sich von diesem manipulieren lässt. 

Michael Köhlmeier ist es gelungen, die unterschiedlichen Charaktere authentisch und bildhaft zu zeichnen: den naiven und ängstlichen Frank, seine liebevolle Mutter, die sich vor ihrem Vater fürchtet - und den bösartigen und manipulativen Großvater, der sich sehr schnell durch andere provozieren lässt.
Das Buch ist in ganz wunderbarer und klarer Sprache geschrieben, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Das Ende der Geschichte mag manche Leser enttäuschen, weil offene Fragen zurückbleiben. Mir hat es gefallen, da es dem Leser viel Raum für eigene Gedanken lässt. 

Klare Leseempfehlung für diesen klugen und anspruchsvollen Roman!