Lektüre mit angehaltenem Atem

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bea20 Avatar

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Ich habe „Frankie“ in einem Rutsch gelesen, gefesselt ab den ersten Zeilen und bis zum Schluss mit angehaltenem Atem. Die Erzählkunst von Michael Köhlmeier ist großartig. Nüchtern, mit nur wenigen Worten lässt er den vierzehnjährigen Ich-Erzähler Frank drehbuchreife Szenen beschreiben und Einblick in seine Gedankenwelt geben. Man ist erst wie eingelullt, fühlt sich in der beschaulichen Welt des Heranwachsenden in Sicherheit, dann nimmt die Geschichte Fahrt auf und die Beklemmung beim Lesen wächst. Großes Kino!

Der Teenager Frank lebt zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter in einer kleinen Wohnung in Wien und führt ein unaufgeregtes, scheinbar harmonisches und zufriedenes Leben. Sein geregeltes Leben gerät durcheinander, als sein Großvater, der Vater seiner Mutter, nach achtzehn Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird und sich in sein Leben schleicht. Der brave, unauffällige Junge kennt seinen Opa nur von wenigen Besuchen im Gefängnis und steht dem vermeintlich gefühllosen Mann und mehrfachen Mörder eher distanziert gegenüber. Dennoch ist er fasziniert von der Ausstrahlung und der ungewissen Bösartigkeit des alten Mannes und sucht immer wieder seine Nähe.

Die Sprache des Ich-Erzählers ist einnehmend und überzeugend, die Figuren realistisch skizziert und die Handlung so überraschend wie verstörend. Das Covermotiv passt auch hervorragend zum Inhalt des Buches. Daher fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!