Spannender Roman

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buecherundschokolade Avatar

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Das Leben des 14-jährigen Ich-Erzählers Frank Thaler ändert sich grundlegend, als sein Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird.

Wer ist dieser Mann, vor dem seine Mutter Angst zu haben scheint? Was hat er getan? Sein Verhalten gegenüber „Frankie“, wie er ihn beharrlich nennt, schwankt zwischen Versuchen der Vereinnahmung und Gewalt aus nichtigem Anlass. Er fasziniert und stößt den Jungen gleichzeitig ab.

Schließlich schenkt er Frankie eine Pistole und setzt damit eine ungeahnte Eskalationsspirale in Gang…

Michael Köhlmeier erzählt gekonnt die Geschichte eines durchschnittlichen Wiener Teenagers, der vermeintlich in die Fänge eines dämonischen Ex-Knackis gerät (so zumindest der Klappentext).

Doch was ich mich beim Lesen gefragt habe:

Wie vertrauenswürdig ist Frankie, der Ich-Erzähler eigentlich?

Er tut jedenfalls alles, um sich in ein gutes Licht zu rücken. Mustergültiger Sohn einer alleinerziehenden Mutter (kocht für sie, legt ihr Zettelchen mit netten Sachen hin…), kluges Kerlchen (Dokus auf 3Sat, reflektiertes Denken, altkluge Sprache), ein kleines bisschen könnte man ihn vielleicht als Außenseiter empfinden. Aber hinter dieser Fassade spürt man eine gewisse Dunkelheit hervorschimmern, die man nicht so richtig einordnen kann. Eine Neugier auf das Abseitige oder doch schon mehr?

Der Roman hat mich sehr gefesselt, an seinen besten Stellen musste ich an die roman durs von Georges Simeon denken, vielleicht gepaart mit einem Coming-of-Age-Roman. Die Handlung konnte überraschen, was der Klappentext kaum hätte vermuten lassen. Lesende, die sich eine klare Auflösung aufgeworfener Fragen wünschen, werden hier allerdings auf Granit beißen.

Insgesamt sehr gute Unterhaltung. War es am Ende vielleicht sogar ein Thriller? Je ne sais pas. Aber auf jeden Fall ist Frankie von Michael Köhlmeier eine klare Empfehlung wert.