Wir tun es, weil wir es tun

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"Frank ist vierzehn, er lebt in Wien. Er kocht gern und liebt die gemeinsamen Abende mit seiner Mutter. Aber dann gerät sein Leben durcheinander. Der Großvater ist nach achtzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden." (Klappentext)

In der Ruhe liegt die Kraft - so kann sich der raumgreifende, geschmeidige Erzählstil von Michael Köhlmeier zusammenfassen lassen. Die Stimme des Ich-Erzählers Frank fliegt gemähchlich in einem authentischen Sound eines 14-jährigen mit spontan aus dem Leben gegriffenen, oft urkomischen Beobachtungen durch die Seiten.
Der Junge ist klug, einfühlsam, bescheiden, höflich, zurückhaltend, bisweilen manchmal ein bisschen zu brav und beneidenswert ehrlich zu sich selbst - einfach nur sympathisch. Jedes Wort kauft mam ihm ab. Die Beziehung zu seiner alleinerziehenden Mutter berührt mit ihrer lieblichen Innigkeit und kräuselt mit ihrer symbiotisch ungesunden Verzahnung Sorgenfalten zwischen die Brauen.

"Ich gehe ihr über alles. Wir gehen einander über alles." (53)

Die Spannung wird dramaturgisch mit einer Leichtigkeit, ganz unbemerkt in einem Nebenhall in das Geschehen eingebaut - ganz konträr zu unserer Zeit, in der wir leben, in der fast alles für alle auf dem Silbertablett präsentiert wird, in der kaum einer mehr angeregt wird, hinter den Kulissen zu suchen und tatsächlich "in Zeiten, wo man nur am Klo allein ist!(123)".
Frank ist sich bewußt, dass er in allen üblichen Dingen, die keine Umstände bereiten, brilliert, bis ihm der ungemütliche, grauenhaft schillernde Großvater ihm den Halt in dieser Komfortzone schleichend brutal entzieht. Auf tragikkomisch erschütternde Weise begibt er sich mit Leib und Gehirn auf die Straße des Großvaters, eine Straße ohne Abzweigung, die dad Handeln ohne Grund als Richtung vorgibt.
Warum, wieso, oder ob selbst für den Lesenden grundlos? - lest selbst!