Der Schlüssel zu Gottes Plan

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adelheid von buch Avatar

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Die Geschichte von Mileva Maric, der ersten Ehefrau Albert Einsteins ist ein sehr spannendes Thema. Sehr gut finde ich die Erzählung aus der Ich-Perspektive. Sich vorzustellen, wie Mileva ihren schwierigen Weg beschritten hat, Unvermeidliches hingenommen hat, vor nichts zurückgeschreckt ist und vor allem niemals aufgegeben hat, ist richtig stark. Es ist leicht, sich mit der Protagonistin zu identifizieren. Ihre Probleme sind den Problemen der starken und klugen Frauen von heute immer noch sehr ähnlich.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen. Es ist ein Roman mit Anlehnung an historische Tatsachen, der den Leser einlädt, sich auf eine besondere Dimension der Betrachtung der Gesellschaft vor 100 Jahren einzulassen. Inspiriert von der Geschichte der Einsteins wird beleuchtet, wie sehr Menschen in ihren erlernten und von der Gesellschaft vorgegebenen Rollenbildern gefangen sind. Will der junge Albert mit Mileva noch ein lockeres freies Wissenschaftlerleben führen, kann er das nicht mehr, sobald dieselbe Mileva seine Ehefrau und Mutter seiner Kinder ist. Er kann sie nicht mehr als wissenschaftliche Partnerin ansehen und behandelt sie wie es eben typischerweise damals üblich war. Das wird Mileva natürlich überhaupt nicht gerecht. Sie hat keine Chance, sich zu entfalten oder gar glücklich zu werden. Zumal Albert offenbar zu 100 Prozent Wissenschaftler und zu Null Prozent Ehemann sein konnte. Sie versucht, ihre Ziele aufzugeben, „um im Leben zu bestehen“. Aus Liebe zu den Kindern hält sie an der Ehe fest, bis es überhaupt nicht mehr erträglich ist.
Bei Leuten, die im Rampenlicht stehen, ist die Aufmerksamkeit auf die bewundernswerten Eigenschaften konzentriert. Aber jeder Mensch hat auch Abgründe. Das Verhalten Albert Einsteins seiner Frau gegenüber ist nur eine bisher ignorierte Facette seines Charakters. Dabei ist es gar nicht so selten, dass geniale Wissenschaftler mit sozialen Kompetenzen eher mager ausgestattet sind. Im Roman ist dieses Dilemma sehr taktvoll gelöst, indem Mileva selbst es einordnet: Wir waren ein Paar im wissenschaftlichen Bereich aber niemals im Herzen. Albert wird nicht verurteilt, Mileva drückt nur ihre Traurigkeit aus. Dabei wird klar, welche Schätze dadurch verloren gehen, wenn Frauen von der Gesellschaft eingeengt und von Männern dominiert werden. Das bedeutet nämlich ganz einfach, dass auch die Männer etwas verpassen. Auch sie könnten sich durch eine starke Frau als Partnerin weiterentwickeln und jede Menge gewinnen.
Sehr gefallen hat mir auch, wie Mileva zwischendurch immer wieder ihren wissenschaftlichen Physik-Blick auf die Ereignisse wirft. Die Newtonschen Gesetze, Überlegungen zur Elektrizität, zur Beschaffenheit des Lichts usw. machen sie in diesem Roman zu einer sehr authentischen Gestalt.
Alles in allem haben wir hier ein richtig schönes Buch, das sich viel zu schnell wegliest und viele Inspirationen hinterlässt.