Hol dir, was dir zusteht

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miss marple 64 Avatar

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Mit diesen Worten verabschiedet sich ihr Vater von Mileva, als er sie aus dem fernen Serbien zum Studium nach Zürich bringt- ein Novum, denn wir schreiben das Jahr 1896 und nur wenige junge Frauen erhielten damals die Zulassung zum Studium. Voller Zuversicht macht sie sich auf den Weg ins Polytechnikum, verheimlicht nicht ihr Handicap beim Laufen und macht ihre erste Begegnung mit dem jungen Einstein.
Mit hohem Fleiß stürzt sie sich in ihr Studium, sieht sie doch hier ihre große Chance auf ein Leben für die Wissenschaft. Jedoch kommt alles anders. Über den Fortgang der Geschichte soll an dieser Stelle nicht geschrieben werden, der Klappentext gibt bereits umfangreich Auskunft.
Mileva Maric war eine junge, hochintelligente Frau, die zur falschen Zeit geboren wurde. An der Seite Einsteins hatte sie nicht die geringste Chance, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Zwar wissend, dass das Buch zum größten Teil eine Fiktion ist, war ich beim Lesen sehr wütend und ergriffen. Die Autorin beschreibt die Lebenssituation sehr emotional, lässt kein gutes Haar an dem später von aller Welt hochverehrten Wissenschaftler und hinterlässt beim Leser Zweifel an dessen Menschlichkeit. Es ist von der ersten Seite des Buches an zu merken, bei wem die Sympathie der Autorin liegt und so lässt sie ihre Heldin leiden und gedemütigt werden, bis diese sich 1914 endlich von ihrem Mann trennt. Nun sind sie nicht mehr Ein-Stein, wie er ihr immer versprochen hat, im Privaten wie Beruflichen.
Im Nachwort betont die Autorin ausdrücklich, dass es sich um eine Fiktion handelt, in der viele Leerstellen in Milevas Leben selbst von ihr gefüllt wurden, wie z.B. das furchtbare Schicksal ihrer Tochter. Es ist eben ein Roman und keine Biografie.
Schade ist nur, dass hier das Buch endet. Gern hätte ich erfahren, was mit Mileva und ihren Söhnen nach 1914 passiert. In Kürze erscheint im Aufbau Verlag „Mileva Einstein oder Die Theorie der Einsamkeit“- auch ein Roman, der aber auch schon am Titel erkennen lässt, dass Einsteins erste Frau das Schicksal vieler intelligenter Frauen der damaligen Zeit teilte, die ihre Wünsche und Träume durch die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht verwirklichen konnten und im Schatten ihrer genialen Männer standen.