Mit der Knarre in der linken Hand und einem Morgenrock im roten Wölkchen-Dekor – das kann doch nicht Frau Ella sein? Ella Freitag, fast 90 Jahre alt, liegt wegen einer kleinen Operation am Auge im Krankenhaus, hat alle Zeit der Welt und lässt ihre Gedanken hierhin und dorthin schweifen. Eigentlich wäre die Operation in ihrem Alter nicht mehr nötig gewesen, denkt Frau Ella. Regungslos beobacht sie, wie sich der Boden des Zimmers aus Richtung Badzimmer langsam mit Wasser füllt – und schon schweifen ihre Gedanken wieder ab.
Szenenwechsel: Frau Ella liegt nun mit Sascha in einem Zimmer, der sich bei einem Fahrrad-Unfall am Auge verletzt hat. Auch ohne Brille - die zerbrach bei Saschas Unfall - wird sich der junge Mann darüber klar, dass seine Zimmergefährtin eine schnarchende alte Schachtel ist. Sascha hasst Schnarcher. Ihm wird jedes Mittel recht sein, um dieses Schnarchen abzustellen. Doch es kommt schlimmer: wenn Frau Ella nicht schnarcht, redet sie ohne Punkt und Komma. Ihr Mann, das Fernsehprogramm, blabla, Vollnarkose. Wieso Vollnarkose für einen kleinen Eingriff am Auge? – Wollen die hier in diesem Mist-Krankenhaus die Alte etwa über den Tisch ziehen?
Beckerhoff hat seine Frau Ella mit den Kräusellöckchen mitten aus dem Leben gegriffen. Meine Kollegin, meine Schwiegermutter, es ist mir ziemlich unheimlich, wie genau Beckerhoff sie zu kennen scheint. Ich bin schon gespannt, wie Sascha und Frau Ella der Mediziner-Mafia trotzen und ob es Beckerhoff gelingt, humorvoll eine betagte Frau zu beschreiben, ohne sich auf Frau Ellas Kosten zu amüsieren.