Wenn´s vorne zwickt und hinten reißt...

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eskalina Avatar

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Wenn’s vorne zwickt und hinten reißt - trink … Melissengeist - Es zwickt und reißt tatsächlich bei den beiden Protagonisten in diesem Buch - Beide haben Probleme mit ihren Augen. Der eine ist bereits operiert worden, die andere muss erst noch ihre Unterschrift unter ein mysteriöses Papier setzen...

Ungewöhnlicherweise hat man hier im deutschen Krankenhausalltag eine eiserne Regel gebrochen, die besagt, dass eher die Klinik von einem Kometen getroffen wird, als dass ein männlicher Patient zusammen mit einer weiblichen Patientin in einem Zimmer untergebracht werden darf. Es ist also passiert und man versteht die Zurückhaltung von Sascha, als er eine schnarchende und furzende ältere Dame im Nachbarbett vorfindet, die sich ihm als sie erwacht ist, als Ella vorstellt. Es dauert nicht lange und Ella und er stoßen mit zwei Fingerbreit Klosterfrau auf das Du an. Als Ella dann ihre Sorgen wegen der Operation der Schwester mitteilt, wird sie nicht ernst genommen und später sogar unter Drogen gesetzt, um ihre Unterschrift für die Einwilligung zur OP zu leisten. Spontan handelt Sascha und entführt Frau Ella zu sich nach Hause, wo eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Frau Ella, die viel in der Vergangenheit gelebt hat, und Sascha lernen voneinander. Auch die Freunde von Sascha akzeptieren diese ungewöhnliche Freundschaft schnell.

Sehr gefallen hat mir der Schreibstil dieses Buches. Es ist, als sitzen die Erzähler dem Leser direkt gegenüber und berichten, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. (Wenn auch Saschas Freund Klaus das etwas zu aufgesetzt tut). Insgesamt ergibt sich ein lebendig erzählter Plot. Trotzdem fehlt mir etwas an der ganzen Geschichte. Die könnte nämlich tiefgründiger sein, oder, wie es der schräge Beginn der Handlung versprach, humorvoller, spritziger. Es steckt meiner Meinung nach noch viel mehr an Potential in der Idee, als herausgearbeitet wird - An den Klassiker „Harold und Maude“ kann Florian Becker leider nicht anknüpfen, dazu sind seine Figuren zu oberflächlich skizziert, fehlt ihnen der Biss, doch ihm ist trotz allem eine warmherzige Geschichte über eine Generationenübergreifende Freundschaft gelungen, die sich gut und angenehm liest.