Hintergründig witzig

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singstar72 Avatar

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Es ist schon interessant, wie sehr sich die Schriftsteller Koreas mit Auftragskillern beschäftigen. Kim Young-Ha mit seinen "Aufzeichungen eines Serienmörders", dann zuletzt (auch hier bei vorablesen) Kim Un-Su mit "Die Plotter" (dessen Handlung übrigens ganz ähnlich ist wie bei der "Frau mit dem Messer"). Allerdings sind diese ungewöhnlichen Perspektiven immer mit Witz oder Hintersinn gewürzt - so auch bei Gu Byeong-Mo.

Interessant finde ich hier die weibliche Perspektive - sowohl Autorin als auch Titelheldin sind Frauen. Das ergibt spannende Ansichten - ein weiblicher Auftragskiller denkt doch ein wenig in anderen Bahnen! Überhaupt habe ich sehr viel geschmunzelt bei dieser Leseprobe - teils unfreiwillig zwar, aber dennoch!

Die Szene in der U-Bahn war an Sarkasmus wohl nicht zu überbieten - die alte Dame liest geruhsam in ihrer Bibel, während ein weiblicher Fahrgast schikaniert wird. Natürlich kam dann heraus: der Rüpel war das beabsichtigte Opfer, also durfte sie nicht auffallen!

Überhaupt sehr lustig, wie sie ihre eigene Unauffälligkeit inszeniert. Wieder ein großer Lacher: sie beendet ihre Mitgliedschaft in einem Fitnessclub, weil ihr eine andere Teilnehmerin einen "killer body" bescheinigt hat... das war doch sehr komisch!

Ihre Haltung der Welt gegenüber ist distanziert, und auf eine grandiose Art gelassen. Sogar über ihr eigenes Ableben macht sie sich (unaufgeregte) Gedanken. Und ganz ohne Herz ist sie nicht - sie hat einen Hund von der Straße aufgelesen.

Ich mache mir allerdings Gedanken um die Dame - sie scheint geistig abzubauen, kann sich an manches nicht mehr so recht erinnern (ganz ähnlich wie der Killer bei Kim Youn-Ha). Wie wird das nur enden??

Konsterniert war ich allerdings auch. Dies ist keine (!) originale Übersetzung, sondern eine Übersetzung einer Übersetzung. Der Text wurde aus dem Englischen übertragen, nicht aus dem Koreanischen. Da bin ich doch enttäuscht, denn bei gleich zwei Übersetzungsschritten gehen unweigerlich Nuancen verloren. Die ganzen Spitznamen zum Beispiel, wie "Hornclaw". Die stammen aus der englischen Fassung, und ich hätte gerne gewusst, wie es im Original heißt. Scheinbar gibt es in Deutschland zu wenige Übersetzer aus dem Koreanischen - was allerdings spätestens seit Han Kang ein Unding ist!

Dennoch, ich würde dieses Buch sehr gerne lesen, schon allein, um es mit den anderen "Killer-Büchern" zu vergleichen.