Viele Peinlichkeiten und turbulente Zeitreisen - originell, herrlich überdreht und saukomisch

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gluexklaus Avatar

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„Ja, sämtliche Fehler meines Lebens geschehen in zwei Minuten! Zuviel Klopapier zusammenknüllen, Klos zum Überlaufen bringen, nicht wissen, wie „Minimum“ ausgesprochen wird.“

Freddy Sidebottom kann einem nur leid tun. Er stolpert von einer Peinlichkeit in die nächste. Seine Mitschüler haben für seine ständigen Missgeschicke sogar schon einen Namen: „Klassische Fredster“. Aber wie schafft man es bloß, weniger peinlich zu werden und nicht in jedes Fettnäpfchen zu treten? Da kommt Opas Erfindung, eine Zeitmaschine in Form eines Babyspielzeugwürfels gerade recht. Dieser Würfel macht es möglich, ein paar Minuten in der Zeit zurückzureisen und dabei mögliche Blamagen zu verhindern. Zunächst scheint der Würfel die Rettung für Freddy. Doch auch so eine Zeitmaschine hat ihre Grenzen….

Autorin Rebecca Patterson schreibt sehr unterhaltsam und direkt in Gegenwart aus Freddys Sicht. Der flapsige, witzige Schreibstil machte meinen Kindern und mir beim Vorlesen sehr viel Spaß und wirkt sehr authentisch.
Die Illustrationen der Autorin passen sehr gut zur Geschichte. Die schwarz-weiß-grauen Bilder sind zwar recht einfach, aber klar, ausdrucksstark und sehr humorvoll.
Das Buch eignet sich für Leser ab sieben, acht Jahren. Die Schrift ist etwas größer gedruckt und die Zeilen haben einen etwas weiteren Zeilenabstand, was die Lesbarkeit für jüngere Leser deutlich erleichtert und so die Motivation erhöht. Eventuell könnte das Erfassen der englischen Namen den Kindern beim Lesen kleinere Probleme bereiten.

Freddy ist ein echter Pechvogel mit wenig Selbstvertrauen. Das erklärt auch, warum er erstmal fast vom Stuhl kippt, als sein Lehrer Mr. Bakhsi einen seiner Aufsätze als „hervorragend“ lobt: „In meinem gesamten zehnjährigen Leben war bislang noch nie irgendwas „hervorragend“ gewesen.“ Freddy ist nicht richtig schüchtern, er geht offen auf andere zu, mit seinen Freunden schwätzt er z.B. sehr gerne während des Unterrichts. Er hasst es aber, vor Leuten zu sprechen. Seine ständigen Peinlichkeiten machen ihm das Leben schwer. Freddy ärgert mit seinen Aktionen andere nicht absichtlich und bewusst, vielmehr zieht er jedes Fettnäpfchen einfach nur magisch an. Mit Freddy litten wir beim Lesen ziemlich mit.
Sehr sympathisch präsentiert sich auch Freddys Opa, der ein bisschen eigen und verrückt rüberkommt, erfindet er doch tatsächlich nur wegen einer vermissten Schubkarre eine hochkomplexe Zeitmaschine.

In „Freddy Sidebottoms absolut peinlicher Welt“ ist immer was los. Anfangs kamen meine Mitleser und ich aus dem Lachen gar nicht mehr heraus. Eine aberwitzige Situation, sei es ein verunglückter Vortrag vor der ganzen Schule, ein unbeabsichtigt entwichenes Lüftchen in der Mathenachhilfe oder ein katastrophaler Essensunfall in der Mensa, folgt slapstickartig auf die nächste und mittendrin steckt immer Freddy. Seine Missgeschicke sind aber auch herrlich schräg, turbulent und extrem lustig. Das rasante Erzähltempo kann dann aber bis zum Schluss nicht mehr ganz durchgehalten werden, gegen Ende haben doch etwas zu viele Unterhosen ihren eigenen Auftritt und die Gags wirken dabei ein wenig abgedroschen.
Freddy begreift, dass die permanente Konzentration auf das eigene Unvermögen zu nichts führt. Wenn er andere beobachtet und genau auf seine Umgebung achtet, erkennt er, dass anderen Leuten durchaus auch Missgeschicke passieren, denn niemand ist unfehlbar. Dieses Wissen hilft Freddy gelassener zu werden! Dadurch lebt es sich für ihn deutlich leichter.
Trotz kleiner Schwächen am Ende eine absolut originelle, unterhaltsame, sehr komische Geschichte voller Einfallsreichtum, die garantiert für gute Laune sorgt.