Cyms Freischwimmen von emotionalem Ballast

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Als "Freischwimmen" bei mir ankam, habe ich erstmal gedacht: Was ist das für ein schönes Buch; und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Der Einband schimmert türkisblau mit wunderbaren Illutrationen von Benji Davis (inkl. Mr Fluffy)... ein kleines Kunstwerk.

Tja, und dann bin ich in die Geschichte von Cym(beline) Iglu eingetaucht und, wenn man die Wassermetapher beibehalten will, komplett in den Sog dieser unglaublich mitfühlend und gleichzeitig lustig geschriebenen Geschichte um ein Familiengeheimnis gezogen worden. Einige Lesestunden später, und ich bin immer noch total geflashed von der Art und Weise wie Adam Baron schwierige Themen wie Bullying, Schuldgefühle, Depression, Trauer, sogar Kunsttherapie sehr klug in ein Jugendbuch transportiert.

Der Schreibstil entspricht sehr den manchmal etwas wirren und vor allem sprunghaften Gedanken eines 9jährigen Jungens, es geht vor und zurück, Hintergrundinformationen werden eingeschoben und immer wieder wird der Leser* selbst angesprochen. Dieses Miteinbeziehen wird wohl eher den Kindern/Jugendlichen gefallen, schafft aber eine schöne Nähe zu den Figuren.

Die Charaktere selbst sind großartig skizziert. Man feiert die stille aber starke Veronique, schüttelt über Lance den Kopf, ist (anfangs) entsetzt über Billy und lacht, weint und leidet mit Cym, den man in mehreren Situationen einfach nur in den Arm nehmen möchte (die Szene bei seiner Tante mit dem Tablet seiner Mutter und Mr Fluffy am Ende...herzzerreißend). Ich feier es total, dass die Hauptfigur mal kein cooler und draufgängerischer Typ ist, sondern ein sehr sensibler Junge, der unglaublich viel Kraft besitzt, um sich immer wieder von all dem emotionalen Ballast freizuschwimmen und seine Geschichte/sein Bild letztendlich fertig zu malen. Freu mich sehr, dass Adam Baron noch mindestens ein weiteres Buch mit Cym geschrieben hat.

Freischwimmen erscheint am 27.1.2020 in einer Übersetzung von Birgitt Kollmann im Carl Hanser Verlag.