Der Einstieg in den Roman ist etwas anstrengend

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maesli Avatar

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Franziska ist nach 2 Jahren aus Paris zurück in ihrer deutschen Heimat. Hinter ihr liegen eine beendete Beziehung zu Cyril und eine nie richtig begonnene mit Malo. Finanziell unabhängig, kann sie beruflich auf Erfolge aufbauen, sich wieder mit ihrem alten Freundeskreis treffen und an einem Roman schreiben.

"Weniger gegen die Stille, vielmehr um sich akustisch zu vergewissern, dass der Planet weiterhin seine elliptische Bahn zieht und sich Leute über die Geschehnisse auf seiner Oberfläche Gedanken machen, klickt Franziska im Browser das Radio an."

Doch irgendetwas stimmt in ihrem Leben nicht. Sie kann es nicht genau benennen oder sie will es sich selbst nicht eingestehen.

„Also. Hast du mal überlegt, dass du dich vielleicht selbst sabotierst? Das du gar nicht happy sein willst?“

Erst als zwei unabhängig voneinander aber deshalb nicht weniger große Ereignisse ihr Leben aufwühlen, kommt sie endlich zu sich und bekommt die Chance, das Leben als solches anzunehmen.


Meine persönlichen Leseeindrücke

Ich habe den Zugang zum Buch und der darin erzählten Geschichte von Franziska erst nach etwa der Hälfte des Romans gefunden. Anfangs hat mich der recht eigenwillige Schreibstil gestört, der mich an gelesene Untertitel von Spielfilmen erinnerte und nichts mit einem eleganten Erzählstil gemein hat. Fast unstimmig, holprig und wie einen Flickenteppich lese ich Seite um Seite und bin etwas verwirrt. Während ich also bis zur Hälfte nicht verstehe, was diese ganze Geschichte mir sagen möchte, geht mir dann buchstäblich der Knoten auf. Carla Kaspari behandelt in ihrem Roman „Freizeit“ das Thema der Einsamkeit und beschreibt anhand der Protagonistin Franziska wie es sich fühlt, einsam zu sein. Alle anderen Romanfiguren sind schmückendes Beiwerk, die Franziska begleiten, sie aber aus ihrer tiefen Traurigkeit nicht holen können. Wie Franziska erkennt, dass sie sich mit ihrem Leben schwertut, hat mich sehr berührt.

"Sie hat den Eindruck, dass sie ihr heutiges Kontigent, fehl am Platz zu sein, längst aufgebraucht hat."

In dem Roman geht es nicht um aktive Handlung, sondern vielmehr um ein leises, oft verstecktes Gefühl, das sich ausdrückt in einer Empfindung des Verlorenseins und der Entwurzelung. Das mit Worten auszudrücken gelingt Carla Kaspari und hat mich beeindruckt. Schon allein die Beschreibung der Gefühle, die je nach Tageszeit und Ort in Nuancen gemessen werden, beschreiben ein Lebensgefühl, das mit einem Roman, der Spannung und Aktion bietet, nicht vereinbar wäre.

"Manchmal, glaube ich, muss man einsehen, dass Freundschaften sich nicht nur verändern, sondern dass sie enden, so wie man es bei romantischen Beziehungen einsehen muss. Vor allem dann, wenn man sich einsam fühlt, wenn man zusammen ist."

Fazit

„Freizeit“ ist ein gelungener, feinfühliger Roman von Carla Kapari, der sich eindrücklich mit dem Gefühl der Einsamkeit der jungen Protagonistin Franziska beschäftigt. Der Einstieg in den Roman ist etwas anstrengend, dafür wird man ab der Mitte mit einer dezent zurückhaltenden und empfindsamen Geschichte belohnt, die trotz des ungewöhnlichen Schreibstil nichts an Zartgefühl verliert.

"Meine Freizeit verbringe ich am liebsten allein. Ich bin mir selbst bis heute die liebste Gemeinschaft."