relatable aber etwas deprimierend

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„In der Hitze wird Trauer diffus und neblig, man kann sie nicht greifen. Sie drückt von überall und ist gleichzeitig unsichtbar.“

Franziska ist eine 20-something junge Frau, welche nach ihrem Masterstudium in Paris wieder in ihrer deutschen Heimat Fuß fassen will. Hinter ihr liegen zwei Jahre in Frankreich, eine beendete Beziehung und Erinnerungen an eine Bekanntschaft, welche sie bald wieder einholen wird…

Ein Buch, welches nach außen, auch durch das Cover, den absoluten Beach-Read-Charakter versprüht aber so viel tiefgründiger und melancholischer greift als erwartet.

Mit Franziska lernte ich eine Protagonistin kennen, die ich so unsympathisch fand, wie schon lange keine mehr. Pessimistisch, kalt und abgestumpft wirkte sie auf mich. Dadurch aber auch (leider) als ein gutes Sprachrohr für Gedanken einer Generation, zu der auch ich mich irgendwie zugehörig fühle.
Relatable af sozusagen.
Nach einer Weile wurde es mir aber dann etwas zu relatable und der nüchterne Schreibstil von Carla Kaspari machte es mir schwer, (wohl bewusst) irgendeine emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen, die ja eigentlich so sein und so fühlen sollten wie ich. In denen ich mich wiedererkennen sollte.

Das habe ich, keine Frage. Sehr viele Textstellen wurden von mir markiert, da Franziska wortgewandt das Lebensgefühl einer Generation fassbar macht.
Für meinen Geschmack nur einfach zu zynisch, wobei mich dieses Buch an das aktuelle Werk Sophie Passmanns erinnert, bei dem ich ähnliche Kritikpunkte finden konnte.

Besonders dunkle und heikle Themen wie Suizid wurden meiner Meinung nach teilweise zu schnell und achtlos abgefrühstückt, was ich als etwas taktlos empfand.

Nichtsdestotrotz bleibt mir dieses Buch im Kopf und ich profitiere noch von den verschiedenen Denkanstößen, welche mir die Protagonistin nahe gebracht hat.