Leider keinen Zugang gefunden zu aktuellem Thema

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
beccano Avatar

Von

"Freunde lieben" von Ole Liebl geht in 10 Kapiteln Freundschaften auf den Grund und inwieweit Sexualität früher, heute und in Zukunft darin Platz fand, findet und finden sollte. Vom Blick der Gesellschaft auf die Freundschaft plus, über Gefühle, Kapitalismus und Online-Dating, die auf Beziehungen und Freundschaften einwirken, bis zu Macht und Konsens werden verschiedene Kriterien im Hinblick auf sexuelle Freundschaften untersucht.

Mein Eindruck

Das Cover und der Klappentext wirken sehr modern und frisch. Deshalb ging ich davon aus, dass dieses Thema auf dieselbe Art und Weise leicht, verständlich und unterhaltsam vermittelt wird.
Für meinen Geschmack handelte es sich jedoch mehr um eine Mischung aus sehr abstrakten Aufsätzen, philosophischen Abhandlungen und Einblicken in die Gedankenwelt des Autors. Was der Autor vermitteln möchte, vermittelt er über Zuhilfenahme von Studien und weiteren Literaturquellen, was per se sehr interessant ist und dem Thema eine faktenbasierte Grundlage schafft.
Jedoch blieb der Inhalt damit für meine Bedürfnisse zu sehr auf der abstrakten Ebene, sodass ich häufig nicht ganz folgen konnte und über das gesamte Buch hinweg keinen richtigen Zugang zum Thema des Buches hatte. Mittels Zitaten und sehr akademisch wirkender Formulierungen wird zum Beispiel der Unterschied zwischen Gefühl und Emotion geklärt - was gegen Ende des Absatzes bei mir nur leichte Verwirrung hinterlassen hat.
Das Buch hat eine klare Struktur und jedes Kapitel führt in das nächste über. Da ich jedoch häufig aufgrund der Schreib- und Erzählweise nicht tief genug folgen konnte, war mir die Struktur nicht so klar ersichtlich wie vom Autor beabsichtigt.

Es gab aber auch einige inhaltliche Punkte, denen ich gut folgen konnte und dir mir einen neuen Blick auf unsere Art, Freundschaften und Beziehungen zu führen, ermöglichten. So etwa das Kapitel "Eine kleine Geschichte der Ehe", welches klar macht, dass Dinge, die wir als vollkommen normal empfinden, nicht immer schon normal waren. Sondern dass diese Dinge Resultate der damaligen Umstände und ihrer Zeit waren. Ein gutes Beispiel dafür, dass die Freundschaft plus ein Resultat unserer Zeit sein kann. Nur weil man es nicht kennt, muss es nicht falsch sein.

Fazit und Empfehlung

Ich habe persönlich keinen Bezug zum Thema. sondern habe aus Neugierde in "Freunde lieben" eintauchen wollen. Um meinen Horizont zu erweitern und den Status Quo, wie wir leben und lieben, auch einmal zu hinterfragen. Vielleicht hat das den Ausschlag gegeben, dass ich keinen richtigen Zugang zum Buch gefunden habe. Andererseits könnte es auch anderen Leser:innen so ergehen, wie mir, weshalb ich anstelle einer fachlichen und philosophischen Abhandlung gerne (fiktive) Beispiele zum besseren Verständnis und Einblick gehabt hätte.

So hat mir das Buch einen kleinen Impuls gegeben, die bestehenden gesellschaftlichen Normen zu hinterfragen - ein richtiges Verständnis für eine Revolte in unseren engsten Beziehungen konnte ich jedoch leider nicht aufbauen. Deshalb empfehle ich es hauptsächlich jenen, die ein persönliches Interesse an diesem Thema und damit eventuell einen besseren Zugang dazu haben.