Drei mal drei macht …

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Der Titel „Freundin bleibst du immer“ ist wunderbar offen … worum geht’s da, was erwartet einen beim Lesen?

Das Buch erzählt von drei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: Die an sich sicherheitsliebende und nun doch alleinerziehende Enitan ist nach Amerika ausgewandert, Funmi reich mit einem dubiosen Geschäftsmann verheiratet und Zainab hat für die Pflege ihres Mannes ihre kreative Ader gezügelt. Und doch verband sie auf der Uni eine unzertrennliche Freundschaft. Funmis Welt kreiste zuletzt um die Hochzeit ihrer Tochter Destiny bzw. die Vorbereitungen dazu. Diese Hochzeit ist es nun, die die Freundinnen nach Jahren des losen Kontakts wieder zusammenführt. Wird ihre Freundschaft zerbrechen, standhalten oder gar wachsen?

Tomi Obaro nimmt ihre Leser mit auf die Reise nach Nigeria, und zwar das „heutige“ (2015) und das während der Studienzeit der Frauen in den 1980er Jahren. Neben der Hauptstadt Lagos geht es teils auch nach Zaria bzw. Kaduna, zwei Städte, von denen die wenigsten Mitteleuropäer überhaupt je gehört haben dürften. Dieser Wechsel zwischen den verschiedenen Welten und Zeitebenen macht es „spannend“: Wie geht’s im anderen Handlungsstrang weiter? Das ist in gewisser Weise auch nötig, denn ansonsten passiert relativ wenig. Die Autorin konzentriert sich in ihrem Debüt neben der Ausgestaltung ihrer Figuren, von denen jede ihre eigene Tragik erleben musste, auf die Frage, wie sich Leben(spläne) und Freundschaften entwickeln. Es geht um Geliebtes und Verlorenes, Heimat, aber auch darum, wie es weitergeht, etwa mit den Töchtern der Frauen. Die Lektüre ist durch die verschiedenen Perspektiven, Zeiten und Orte durchaus interessant und lehrreich, vor allem wenn man seine bisherigen Vorstellungen vom Leben in Nigeria im Wesentlichen aus Nachrichtenmeldungen speist. Eine besondere Farbe bringt Enitans Tochter rein, die in den USA mit amerikanischem Vater aufwuchs und sich dadurch in ihren Ansichten klar von den anderen Figuren abhebt. Nach der Lektüre versteht man dann auch die Namensgebung von Funmis Tochter (ohnehin ist da ein Blick auf den englischen Titel interessant, auch hierin drücken sich schon unterschiedliche Sichtweisen im Vergleich zum deutschen Titel aus). Bei den teilweise objektiv betrachtet doch bedrückenden Schilderungen nimmt es umso mehr Wunder, wie mühelos und mit welch leichter Feder Obaro die Erzählung, die Figuren und ihr Leben zeichnet, ohne dabei an Authentizität einzubüßen. In Summe eine bewegende Lektüre, wenn man sich darauf einlassen kann, neugierig auf das Leben in Afrika ist, schriftstellerische Finesse schätzt und damit umzugehen weiß, dass es keine wirkliche Handlung gibt. Sonst zöge es sich dann doch etwas …