Fehlender Tiefgang

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jacky1304 Avatar

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Wir begleiten die drei Nigerianerinnen Funmi, Enitan und Zainab, die sich während ihrer Studienzeit anfreunden, mit den Jahren aus den Augen verlieren und am Tag der Hochzeit von Funmis Tochter Destiny wieder aufeinander treffen.
Der lockere Schreibstil hat mir gut gefallen. Ebenso wie die Tatsache, dass wir die Geschichte aus den einzelnen Perspektiven der drei Frauen erzählt bekommen. Der Leser bekommt außerdem einige Einblicke in das Leben in Nigeria: die traditionelle Kleidung, das Essen, die Riten, Redensarten, …
Doch damit hört das Positive für mich leider auch schon auf.

Ich habe gehofft, dass wir Einblicke in die Sorgen, Gefühle und Gedanken der Protagonistinnen bekommen und wurde ziemlich enttäuscht. Es bleibt bei oberflächlichem Geplänkel - es ging mir beispielsweise zu viel um die Äußerlichkeiten der Frauen (Pickel, Figur, Haare).
Konflikten wurde entweder aus dem Weg gegangen oder sie wurden totgeschwiegen. So hat es mich ziemlich enttäuscht, dass beim Wiedersehen so getan wird, als gäbe es nichts, was zwischen den inzwischen erwachsenen Frauen stünde. Der Elefant steht sprichwörtlich unübersehbar im Raum, aber alle sehen über ihn hinweg.

Von den Rückblenden hätte ich mir mehr erhofft. Wir erfahren kaum etwas über die Freundschaft der Drei. Jede Geschichte für sich genommen strotzt nur so vor Klischees: die komplette Abhängigkeit vom Mann, die Auseinandersetzungen innerhalb einer Familie, das „Aussitzen“ von Konflikten. Die Autorin hat es nicht geschafft diese einzelnen Stränge zusammenzubringen. Das groß angekündigte Thema „Freundschaft“ sucht man hier vergeblich. Die Frauen leben eher nebeneinander her und laufen sich ab und an über den Weg… Ich habe mich stellenweise gefragt, was diese Drei überhaupt an der „Freundschaft“ finden.
Für mich fehlt es komplett am Thema Feminismus und auch den Kampfgeist, sich auch mal aus alten Familienansichten und von Traditionen, die einem nicht gut tun, zu befreien, habe ich schmerzlich vermisst.

Das Ende ging dann Ruckzuck. Irgendwie reden alle ewig um das Thema rum und dann - zack - Buch zu Ende. Da hätten ein paar Seiten mehr gut getan.
Das Glossar ganz hinten im Roman finde ich zwar gut, hätte mir aber zu Beginn einen Hinweis darauf gewünscht. Ich habe während des Lesens viel Zeit mit googeln verbracht, was mich ziemlich im Lesefluss gestört hat.

Mein Fazit: wer eine tiefgründige Geschichte über drei Frauen mit nigerianischer Abstammung erwartet, wird sie hier nicht finden. Kann man Lesen, muss man aber nicht. Ich würde es leider nicht weiterempfehlen.