Freundschaft mit Schwächen

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„Ihre Verbindung ist automatisch und unverrückbar, wie eine alte Gewohnheit. Und obwohl die unerwartete Trennung so kurz nach dem Studium ihre Freundschaft auf die Probe stellt, bleiben sie einander treu.“

Drei Frauen. Drei Jahrzehnte. Eine lebenslange Freundschaft: Das ist die Geschichte von Zainab, Funmi und Enitan, die seit Studienzeiten eng befreundet sind und die sich durch ihre verschiedenen Lebensentwürfe zwar (örtlich) voneinander entfernen – aber sich doch nie ganz vergessen. Heute führt Funmi ein Dasein in Reichtum und Luxus und zahlt dafür den Preis, sich im eigenen Leben gefangen zu fühlen. Enitan wiederum verlässt Nigeria nach dem Studium für die Liebe zu einem weißen Mann und lebt fortan in den USA. Zainab heiratet bereits in jungen Jahren ihren Traummann und ist glücklich – bis er nach einem Schlaganfall gelähmt bleibt. Jetzt, 30 Jahre später, kommen die Freundinnen endlich wieder zusammen, wollen gemeinsam die Hochzeit von Enitans Tochter Destiny feiern und erinnern sich bei ihrem Wiedersehen gemeinsam daran, was sie in all den Jahren geliebt und verloren haben.

Tomi Obaro erzählt in ihrem Debütroman „Freundin bleibst du immer“ kaleidoskopartig die Geschichte dreier Frauen aus ihrer jeweils eigenen Perspektive und verwebt jede mit viel Wissenswertem rund um das Leben in Nigeria. Beinahe künstlich wirkt die Harmonie, mit der sie die Lesenden dabei mit ihrer sanften Erzählstimme und dem immer gleichbleibenden Tempo umschmeichelt. Den ernsten gesellschaftlichen Themen wie Gewalt und Korruption, die sie zwischen den Zeilen anklingen lässt, wird sie damit aber nur bedingt gerecht. Beinahe nebenbei rieseln diese Komplexe dahin und stehen konträr zu den eigentlich gelungenen, horizonterweiternden Einblicken in die nigerianische Tradition und Kultur sowie deren inneren Wandlungsversuch. Und genau hier hätte ich mir daher mehr Inhalt und Tiefe gewünscht, denn sowohl figürlich als auch sächlich, plätschern teilweise oberflächliche Handlungsstränge dahin und münden schlussendlich in ein verkitschtes Ende.

Und trotzdem: bei aller Kritik habe ich das Buch auch gern gelesen und empfand es als den perfekten (Buddy-)Summer-Read. Wenn ihr für die letzten warmen Tage in diesem Jahr nach etwas Leichtem sucht, dann werdet ihr hier fündig!

Übersetzt aus dem Amerikanischen von Stefanie Ochel.