Hält nicht, was es verspricht

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frollein_wunderbar Avatar

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Dies ist die Geschichte der nigerianischen Frauen Zainab, Funmi und Enitan, die sich während des Studiums anfreunden und nach vielen Jahren auf der Hochzeit von Destiny, Funmis Tochter, wiedersehen.

Es ist ein leichtes Buch, gut geschrieben, keine Seite war langweilig. Besonders hat mir gefallen, dass viele Begriffe und Redewendungen nicht übersetzt wurden, das machte das Buch sprachlich authentisch.

Die Geschichte hätte viel Potenzial gehabt, doch Titel und Klappentext haben bei mir Erwartungen geweckt, die der Inhalt leider nicht erfüllt hat.
Unter "Freundin bleibst du immer" habe ich mir vorgestellt, dass es hauptsächlich um die Protagonistinnen geht. Die Situation des Wiedersehens verliert sich jedoch in Geschichten über die Vergangenheit. Mich interessiert hier aber die Kindheit der Ehemänner nicht, wenn ein Buch über eine Frauenfreundschaft angekündigt wurde. Wo sind die Mütter und Töchter, ihre Ziele und Träume, ihre Sorgen? Warum wird ihre Lebensgeschichte und ihr Glück so abhängig gemacht von dem der Männer? Wo ist ihre Emanzipation, ihr Kampf um Glück und Selbstverwirklichung?
Freundinnen? Ich weiß es nicht. Sie brachte der Zufall zueinander. Doch was hält sie zusammen? Was schätzen sie aneinander? Sie bestärken sich in Krisen nicht grade, teils ist eher Missbilligung spürbar. Ein wirkliches Dreiergespann waren sie in meinen Augen nicht, denn dass alle zusammenstehen passiert erst auf den letzten Seiten. Dann aber bleibt noch so viel Ungesagtes, Ungeklärtes..
Möglicherweise erschwert durch die Erzählperspektive aus übergeordneter Sicht ist es Tomi Obaro nicht gelungen, mir die Stärken der Frauen darzulegen, die Hauptfiguren machen in Jahrzehnten keinerlei Entwicklung durch. Keine hitzigen Diskussionen oder Wortgefechte, zu wenig Interaktion. Und auch die Verbindung zu ihren Töchtern ist geprägt von konfliktscheu und mangelnder Diskussionsbereitschaft.

Die 3 Teile des Buches lassen keine wirkliche Handlung erkennen, es blieben für mich Episoden und unsortierte Rückblenden. Gerne hätte ich Auseinandersetzungen dieser so verschiedenen Frauen gelesen, Bereinigung dessen, was sich zwischen ihnen angestaut hat. Doch das war nicht auszumachen zwischen all den kulturellen, geschichtlichen und politischen Themen.

Nun gut, dachte ich, wie heißt das Buch denn im Original. "Dele weds Destiny". Darum geht es ja nun wirklich auch nicht in dem Buch, das ist bloß der Grund, warum sich die Freundinnen nach zig Jahren alle wieder sehen.
Der Klappentext und der Titel egal in welcher Sprache haben wenig mit dem Inhalt zu tun.
In diesem Buch geht es eigentlich um das Leben als Frau in Nigeria, um die Wurzeln, aber es ist kein ermutigendes, feministisches Buch, das den Zusammenhalt von Frauen hervorhebt, vielmehr geht um schwierige Beziehungen zu Partner und Familie und das hätte sich in Titel und Beschreibung widerspiegeln müssen.