Schönes Setting, aber zu wenig Tiefe

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lesenmitannika Avatar

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Die Geschichte wird mit einer spannenden Ausgangslage eröffnet: die drei Freundinnen Funmi, Enitan und Zainab aus Studienzeiten treffen sich nach vielen Jahren zur Hochzeit von Funmis Tochter in Lagos, Nigeria wieder und ihre gemeinsamen Tage vor der Hochzeit werden beschrieben. Das hört sich nach vielen alten Geschichten an, die zusammen aufgearbeitet werden können. Und genau darauf hatte ich mich auch eingestellt, aber leider wurden die jeweiligen Lebensverläufe nur unvollständig erzählt, sodass viele Fragen offenbleiben. Mir hat gefallen, dass einige Kapitel eine Rückblende auf die Studienzeit der Freundinnen enthalten hat, aber auch da hätte das Buch noch einige Seiten mehr vertragen können und auf jeden Fall Potential gehabt, denn alle Freundinnen haben verschiedenste Schicksale erlebt. Da leider keine der Personen vor meinen Augen so richtig Gestalt annehmen konnte, konnte ich die Figuren bis zum Ende hin immer noch nicht richtig auseinanderhalten. Ansonsten gefiel mir der Schreibstil ganz gut, aber er war eben wie die Geschichte auch eher einfach gehalten.

Inhaltlich ist noch zu sagen, dass die Komplikationen der Hochzeit von Funmis Tochter sich schon lange andeuten und somit ziemlich vorhersehbar sind.
Im Buch geht es außerdem ziemlich viel um Äußerlichkeiten und patriarchale Machtgefüge. Hier hätte ich mir eine kritischere Auseinandersetzung gewünscht, die in Teilen durch Enitans Tochter erfolgt, aber noch ein bisschen deutlicher ausgesprochen werden könnte. Genauso hätte ich gerne mehr über die politische Lage erfahren, die immer nur kurz angerissen wurde.
Es gibt einige interessante Einblicke in das Leben in Nigeria, genau wie zum Auswandern nach Amerika und den damit verbundenen Schwierigkeiten.

Ästhetisch gefällt mir das Buch sehr gut, durch die goldenen Akzenten und Farben auf dem Cover auf dunkelblau wirkt es edel, aber nicht zu bunt.

Insgesamt hätte das Buch wie gesagt einige Seiten mit inhaltlicher und politischer Tiefe mehr vertragen können, weswegen es für mich zu oberflächlich und vorhersehbar bleibt, trotz einer guten Idee. Ich habe auf eine ähnlich starke Geschichte wie in den Büchern von Chimamanda Ngozi Adichie gehofft, die in meinen Augen leider nicht erreicht wurde. Allerdings handelt es sich ja auch um das Debüt der Autorin und lässt somit noch Luft nach oben.