Tolle Heimatatmosphäre

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Gerade eben habe ich „Friesenglück“ von der mir bis dahin unbekannten Autorin Anni Deckner beendet, ein eBook, welches erst diesen Monat frisch beim Forever-Verlag erschienen ist. An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Vorablesen-Team für das tolle Leseexemplar bedanken.

Franzi von Liebermann hat eine große Zukunft vor sich. Eines Tages wird sie das Gut und die Pferdezucht ihrer wohlhabenden Großmutter in Friedrichskoog übernehmen. Bis dahin muss sie sich jedoch mit der eigensinnigen alten Dame gutstellen. Und diese wünscht sich nichts sehnlicher, als ihre einzige Erbin endlich in festen Händen zu sehen. Am liebsten in denen des gut betuchten Johannes von Berendes. Doch Franzi kann Johannes nicht leiden und denkt gar nicht daran, ihn zu heiraten. Viel besser gefällt ihr da der verwegene Zimmermann Luke, den sie auf einem ihrer Ausritte am Strand kennengelernt hat. Seine gradlinigen Art und seine Lebensfreude beeindrucken die junge Erbin. Doch Franzis Großmutter hat noch ein Ass im Ärmel…

Bereits die bei Vorablesen hochgestellte Leseprobe hat mich von diesem Buch überzeugt. Auch wenn die Geschichte nun doch in eine andere Richtung abgedriftet ist, als ich nach der Leseprobe erwartet hätte, kann ich sagen, dass mich „Friesenglück“ durch die Authentizität sehr gepackt hat. Der Nordsee-Roman wird meistens aus der Sicht von Franzi, der Hauptperson, erzählt, greift aber auch auf die Sichten der anderen Charaktere zu. Franzis rebellische und sehr bestimmte Art, die Dinge auf dem Gutshof und in ihrem Dorf anzupacken, hat sehr zu diesem bestimmten Flair des Buchs beigetragen. Für mich persönlich strahlt „Friesenglück“ einfach eine authentische Dorfatmosphäre aus, die mich mitunter auch an meine Lieblingsserie Heartland erinnert hat. Mit den vielen Beschreibungen von Franzis Liebe zu Pferden, besonders zu Dakota, hat die Autorin mich wirklich gepackt und noch eine Gemeinsamkeit zu Heartland geschaffen. Meiner Meinung nach kann man sich in dieser Geschichte echt verlieren - „Friesenglück“ verbreitet trotz des unschönen Familiendramas eine seltsame Art von heimeligen Gefühl. Rundum hat mir die kreierte Atmosphäre also gut gefallen, auch wenn ich finde, dass die Geschichte manchmal schon einen zu altmodischen Touch bekommen hat – dafür, dass sie in der heutigen Zeit spielen soll. Dies mag auch an den sehr starrsinnigen und veralteten Ansichten der Großmutter liegen, z.B. hinsichtlich dem Heiraten.
Ein positiver Punkt, der mir am Rande aufgefallen ist, ist, dass im gesamten Buch echte Orte beschrieben werden, die auch in Wirklichkeit existieren und mit denen ich mich identifizieren kann, da sie sehr nahe an meinem Wohnort liegen. Die Worte, mit denen Anni Deckner die Umgebung an der Nordsee etc. beschreibt, haben dieses heimelige Gefühl des Romans in mir noch verstärkt.
Der Schreibstil hat das ganze Buch über etwas Freches an sich, verbreitet aber mit den gewählten Worten auch immer wieder viel Liebe in der Luft. Über die ein bis zwei Rechtschreibfehler, die mir währenddessen aufgefallen sind, lässt sich meiner Meinung nach hinwegsehen.
Die Autorin hat mit Franzi, Susann, Jo, Luke und den anderen sehr interessante, abwechslungsreiche Charaktere geschaffen. Trotzdem kaufe ich nicht alles davon ab, was während des Romans geschieht. Zum einen verstehe ich überhaupt nicht, was Lukes Rolle sein soll. Aus meiner Sicht taucht er völlig unnötigerweise auf, denn er trägt nicht zum Verlauf der Geschichte bei und verschwindet nach der Hälfte des Buchs plötzlich von der Bildfläche. Auch jetzt frage ich mich noch, aus welchem Grund Anni Deckner Luke überhaupt erfunden hat, wenn ich keinen tieferen Sinn dahinter erkennen kann. Des Weiteren kommt es im Laufe der Geschichte zu mehreren überraschenden Wendungen und Enthüllungen von Geheimnissen. Mich als Leser haben diese schon sehr geschockt, aber alle scheinen diese Wendungen einfach so hinzunehmen. Beispielsweise segnet Franzi die Berichte aus der Vergangenheit schon fast gleichgültig ab, obwohl es daran auch ein paar negative Sachen zu sehen gäbe. Alles in allem läuft alles ab der Hälfte schon zu glatt ab, niemand tanzt aus der Reihe und Franzi findet den Weg zu ihrem persönlichen Glück meiner Meinung nach zu schnell ohne weitere Hindernisse.
Trotz meiner Kritik hat mich die besondere Ausstrahlung, die Heartland ähnlich sehende Atmosphäre von „Friesenglück“ doch noch überzeugt. Ich freue mich sehr, dass ich das Buch im Zuge von Vorablesen lesen durfte.