Zu viel, zu schnell

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schokokekzz Avatar

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Bereits in meiner Kindheit und Jugend verschlang ich einen Tier- und Pferderoman nach dem anderen. Nach der Beschreibung und dem ersten Leseeindruck von "Friesenglück" von Anni Deckner dachte ich, wieder ein bisschen in diese Welt eintauchen zu können - weit gefehlt.
Der Roman dreht sich um Franzi von Liebermann, die bei ihrer Großmutter lebt und einmal deren Gut übernehmen soll. Ihre Großmutter hat allerdings ganz eigene Ideen und Pläne für das Leben ihrer Enkelin, die sich kaum mit deren eigenen decken. Ein Teil des Planes ist die Ehe mit Johannes von Berendes, ebenfalls der Sohn einer Gutsfamilie. Soweit so gut, aber ab diesem Punkt beginnt die Geschichte sehr merkwürdig und abstrus zu werden. Johannes führt sich zunächst wie ein Ekel auf. Er weiß um die Machenschaften der Großmutter und möchte um alles in der Welt verhindern, dass Franzi ihn auf Grund derer Pläne heiratet. Und das, obwohl er sie eigentlich mag! Dazu kommt ein große Portion Familiengeheimnis und ein netter junger Kerl, dem Franzi sehr angetan ist, der jedoch mit der ganzen Familiengeheimnissache überfordert ist. Und ganz ehrlich? Das kann ich auch nachvollziehen! Gefühlt im Minutentakt kommen neue Geschichten ans Licht, gibt es neue Wendungen, obwohl die alten weder von den Romanfiguren noch von mir als Leserin verarbeitet werden konnten. Es geht schlicht und ergreifend alles viel zu schnell, auch fehlt letzten Endes ein bisschen Drama. Die meisten Dramen, die sich anbahnen, sind genauso schnell zu Ende wie sie gekommen sind und finden dabei einen sehr harmonischen Ausgang.
Auch die Pferde kommen leider viel zu kurz. Stattdessen schmeißt die Autorin mit Begriffen um sich, die wahrscheinlich jedem Pferdeliebhaber gebräuchlich sind, aber vielen anderen auch nicht.
Insgesamt muss ich sagen, hatte ich hohe Erwartungen an den Roman. Diese wurden jedoch leider weit verfehlt und ich persönlich kann den Roman überhaupt nicht weiterempfehlen. Vielleicht wäre er etwas geworden, wenn man sich für die Geschichte deutlich mehr Zeit gelassen, die Dramen ein wenig ausgebaut, die Harmonie nicht so in den Vordergrund gerückt und die Pferde dafür ein wenig mehr in den Mittelpunkt gestellt hätte.