Ein toller Einstieg!

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furbaby mom Avatar

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Das in Sepiatönen gehaltene Buchcover deutet bereits darauf hin, dass der geschichtliche Aspekt einen Hauptteil des Romans bilden wird und tatsächlich ist die Geschichte um Fritz und Emma das Herzstück der Handlung. Fritz schien schon als junger Bursche sehr gescheit zu sein, erkannte die Übel der Nazi-Herrschaft und war gegen den Krieg. Dennoch konnte er ihm nicht entkommen, wurde eingezogen und verlor alles...bis auf Emma. Natürlich war es anschließend ein Trost für ihn, sie an seiner Seite zu haben, aber seine Eltern, seine Oma, sein kleiner Bruder...alle waren sie tot, sein Zuhause eine zerbombte Trümmerruine. (Welch wunderschöner Liebesbeweis von Emma, dass sie in all der Zeit der Ungewissheit, als er verschollen war und für viele als gefallen galt, weiterhin die Steine aus seinem Haus weggeräumt hat!) Was mag nur zwischen ihnen vorgefallen sein, dass sie sich mittlerweile so spinnefeind sind? Lag es allein an Fritz' Abgestumpftheit, die er aus dem Krieg mitgebracht hatte? (Man kann es ihm nicht verdenken; viele Männer kamen zwar lebend, aber innerlich abgestorben aus dem Krieg zurück und waren für ihre Familien zu Fremden geworden.)
Auch die Gegenwartsebene um Marie und ihren Mann Jakob hat mir ausnehmend gut gefallen; beide sind wahnsinnig sympathisch und ich bewundere sie dafür, dass sie einen ausgeglichenen Kompromiss in Bezug auf ihre unterschiedlichen (Glaubens-)Ansichten gefunden haben und einander liebevoll unterstützen. Sicher wird auch Marie mit der Zeit ihren Frieden mit der neuen Wohnsituation im neuen kleinen Wohnort machen und sich wohlfühlen; dafür werden die Dorfbewohner schon sorgen.
Der Schreibstil ist wunderbar angenehm und stimmungsvoll. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung der Geschichte bin ich zwiegespalten - selbst wenn es Marie gelingen sollte, Emma und Fritz miteinander zu versöhnen (- an sich eine sehr schöne Vorstellung, dass Liebe immer ihren Weg findet -)...ich glaube, für mich wäre es zu bittersüß, dass sie ihr gesamtes gemeinsames Leben verpasst haben. Warum es so gekommen ist, das zu erfahren wäre natürlich super spannend! Ein Jammer, dass ich diese Woche bereits für ein anderes Rezensionsexemplar in den Lostopf gehüpft bin, das ich unbedingt lesen möchte; aber "Fritz und Emma" wandert dafür definitiv auf meine Wunschliste.