Eine Liebe zwischen 1947 und 2019

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ikatzhorse2005 Avatar

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Fritz und Emma ein Roman von Barbara Leciejewski (Ullstein Verlag)

Emmas Vater, der sich die ganze Zeit über zusammengerissen hatte, schluchzte zum ersten Mal auf. Fritz wandte sich ihm zu und ergriff stumm seine beiden Hände, und ebenso stumm und dankbar schüttelte Emmas Vater seine.
Und schließlich, als ihr Vater ihn losließ, blickte Fritz zum ersten Mal seit damals Emma in die Augen. S.176

Einer tragischen Liebe versucht die Frau des neuen Pfarrers, Marie in dem kleinen Ort Oberkirchbach auf den Grund zu gehen. Was 1947 als große Liebesgeschichte begann, entpuppt sich in der Gegenwart 2019 als frostiges Nebeneinanderher-Leben zweier altgewordener Protagonisten mit desolatem Gefühlsleben. Siebzig Jahre liegen zwischen dem letzten Wort, was Emma und Fritz zuletzt miteinander gewechselt haben. Noch erstaunlicher ist, dass sie in ein und demselben Dorf jeweils am anderen Ende ihr Zuhause haben.

Was geschehen ist wird in einer warmherzigen und aufwühlenden Geschichte erzählt.
Die Autorin verbindet die beiden Erzählebenen gekonnt miteinander und findet in dem flüssigen Schreibstil passende Worte, die das Lesen vergnüglich gestalten. Über die ein oder andere Länge wird hinweggelesen, wobei der Charme des Dorflebens zu keinem Zeitpunkt auf der Strecke bleibt. Die vielen kleinen Geschichten im großen Kontext dominieren den Erzählfluss und schaffen zusammen mit den angenehmen Figuren eine wundervolle Geschichte. Leise Töne bestimmen den Text und wechseln sich zwischen euphorisch verliebt über mitreißend und tieftraurig, tragisch ab. Barbara Leciejewski steht für eine Bandbreite an Gefühlen und erzählt die Geschichte von Fritz und Emma in gewöhnt leiser und emotionaler Vielfalt.

Fazit: Mir hat der neue Roman der Autorin gefallen. Eine Erzählung von Schicksal, Liebe und Freundschaft, empfehlenswert und lesenswert!