Ganz nett aber nicht herausragend und auch leider ohne länger bleibenden Eindruck.

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kleinervampir Avatar

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Buchinhalt:

2019: Marie, die Frau des neuen Pastors in der kleinen pfälzischen Gemeinde, kommt nur schwer mit dem Landleben zurecht. Bei der Organisation der 750-Jahr-Feier lernt sie nach und nach die Bewohner des kleinen Dorfes kennen, unter ihnen auch Fritz und Emma. Die beiden sind 92 Jahre alt und waren einst ein Paar – doch mittlerweile seit über 70 Jahren zerstritten und es herrscht Funkstille. Schließlich wittert Marie hier eine Aufgabe: sie will die Beiden wieder versöhnen und unbedingt wieder zusammenbringen…


Persönlicher Eindruck:

Die Autorin nimmer den Leser in diesem Roman mit auf zwei Zeitebenen in Gegenwart und Nachkriegszeit, in der Fritz und Emma noch jung waren und ihre einstige Liebe zerbrach. Ich war ehrlich gesagt beim Lesen ziemlich verwundert. Anhand der Leseprobe hatte ich etwas ganz anderes erwartet, nämlich einen Roman mit Schwerpunkt Nachkriegszeit, der mich mitnimmt in das Leben von Fritz und Emma, den im Titel propagierten Protagonisten und das Leben in dieser Epoche. Falsch gedacht – es ist ein Gegenwartsroman mit vielen episodischen Rückblenden, der Schwerpunkt liegt eindeutig bei Marie, der Pfarrersfrau.

Genau mit dieser hatte ich ein Problem. Marie ist jung und kommt nur schwer zurecht mit ihrem Leben auf dem Land – sie kann nicht kochen, nicht basteln, nicht singen und hat auch sonst kein Händchen für die Gemeindearbeit ihres Mannes. Einzig die 750-Jahr-Feier des Dorfes, zu deren Organisation sie mehr oder minder gedrängt wird, bringt sie zusammen mit den Bewohnern. Zwei davon sind die 92jährigen Fritz und Emma, einst ein Paar, doch seit über 70 Jahren heillos zerstritten.

An dieser Stelle wittert Marie ihre Chance, etwas zu tun zu bekommen. Und genau hier scheidet sich die Meinung der Autorin von meiner. Marie will unbedingt die Beziehung der beiden Alten kitten, dabei ist doch ihr Mann der Pfarrer und sie nur die Gattin – ich würde es noch akzeptieren, wenn ihr Mann sich in das Leben der beiden einmischen würde, aber Marie geht das schlichtweg überhaupt nichts an. Schon gar nicht ohne irgendeinen Auftrag von Seiten der Betroffenen. Das würde Marie bei mir genau einmal versuchen… Zudem waren beide später mit anderen Partnern verheiratet, haben sogar Kinder und haben mit der Jugendbeziehung schon lange abgeschlossen. Man muss nicht auf Teufel-komm-raus jede längst abgehakte Geschichte wieder neu aufwärmen – so meine Meinung. Zudem wären die beiden alt genug, selbst tätig zu werden. Wenn sie das offensichtlich nicht möchten, hat man das einfach zu akzeptieren.

Ich empfand Maries Bestreben hier mehr als übergriffig. Marie tut das Ganze auch nicht aus christlicher Nächstenliebe – nein, die ganze Aktion dient nur dazu, dass sie ihre eigene Langeweile los wird und endlich was zu tun kriegt.

In Rückblenden nimmt man Teil am Leben von Fritz und Emma, von Kriegstragödie und persönlichem Schicksal. Diese Passagen waren zweifelsohne bewegend, hier hätte die Autorin viel mehr Potential nützen können, hätte sie den Schwerpunkt ganz auf das einstmals verliebte Paar gesetzt. Der Schreibstil selbst ist eingängig und die Geschichte kurzweilig – bietet allerdings an vielen Stellen lediglich altbekannte, triviale Sonntag-Abend-Herzschmerz-Unterhaltung. So wirklich überzeugt bin ich nicht von dem Roman, der leider auch relativ schnell den Grund für das Zerwürfnis zwischen Fritz und Emma preisgibt.

Fazit: ganz nett, aber nicht so herausragend, wie andere, vergleichbare Romane aus Kriegszeit / Gegenwart und leider ohne bleibenden Eindruck. Schade….