Kann eine Liebe auch siebzig Jahre Schweigen überdauern?

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evva91 Avatar

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1947: Emma und Fritz sind am gleichen Tag 1927 zur Welt gekommen, laut einer Geschichte der Dorfbewohner sei die Hebamme auf dem Gepäckträger eines Fahrrads immer zwischen den beiden Geburten gependelt. Später dann sind sie beste Freunde und irgendwann kommt auch die Liebe dazu. Doch Fritz muss in den Krieg und gerät auch noch in Gefangenschaft. Als er dann endlich wieder in sein Heimatdorf Oberkirchbach zurückkommt, wartet Emma immer noch auf ihn, denn sie hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass er irgendwann zurückkehrt. Aber für Fritz hat sich vieles verändert, denn er musste so viel Schreckliches erleben und war doch erst zwanzig Jahre alt. Nur seine Liebe zu Emma, die hat ihn am Leben gehalten...

2019: Der Pfarrer Jakob kommt mit seiner Frau Marie in das kleine pfälzische Dorf Oberkirchbach. Doch Marie fühlt sich einsam, die Kirche ist kaum besucht und auch so ist alles in diesem Ort eingeschlafen. Als sie vom anstehenden 750. Geburtstag des Dorfes erfahren, erscheint ihnen alles etwas zu ungeplant und alle sind so ratlos, denn es existiert leider nicht mehr so eine funktionierende Dorfgemeinschaft, wie es sie vor vielen Jahren einmal gab. Aber Marie merkt mit der Zeit immer mehr, dass es sich lohnt, dieses Fest zu planen und so kämpft sie sich durch...

Barbara Leciejewski hatte hier eine ganz tolle Romanidee, denn das Schicksal der beiden alten Menschen ist eindrucksvoll und voller Emotionen. Aber auch Jakob ist ein ganz besonderer Charakter, der mit seiner offenen Art viel Ablehnung einfach übergeht und so hinter die Mauern der Menschen sehen kann. Die Art, wie sie den Roman aufgebaut hat, ist einfach perfekt. Das Abwechseln von Vergangenheit und Gegenwart ist sehr gelungen und schafft eine Brücke zwischen den Geschehnissen heute und den Hintergründen, die dazu geführt haben.

Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen. Einerseits hat es mich tief berührt, wie es nur möglich ist, dass zwei Menschen, die sich doch eigentlich lieben und auch noch im gleichen Dorf leben, doch siebzig Jahre kein Wort miteinander reden und sich so gut es geht ignorieren. Andererseits war da Marie, die durch ihren Elan und ihre unendliche Kraft so viel geleistet hat, und sich dessen gar nicht bewusst war. Gerade am Ende war ich immer wieder zu Tränen gerührt und total vom Geschehen gepackt. Einfach ein rundum gelungenes Buch!