Lebensgeschichten

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Die Geschichte besteht aus zwei parallel laufenden Erzählungen. Einmal geht es um Emma und Fritz, zum anderen um Marie und Jakob. Schauplatz ist das kleine Dorf Oberkirchbach. Marie und Jakob sind neu im Dorf, er ist der neue Pfarrer. Während Jakob im Dorf schnell heimisch wird und in seinem Beruf aufgeht, tut sich Marie als Stadtkind schwer, im Dorf heimisch zu werden. Sie findet weder eine Arbeit noch Anschluss an die Dorfbewohner. Die Wende bringt für sie die 750-Jahr-Feier, die sie federführend organisiert. In der Vorbereitungszeit lernt sie viele Dorfbewohner mit all ihren Ecken und Kanten kennen und lieben und ist nach dem Fest "eine von ihnen". Das wage ich allerdings zu bezweifeln! Selbst aufgewachsen in einem kleinen Dorf, in das mein Vater im zarten Alter von einem Jahr, mit seinen Eltern gezogen ist, war meine Generation zwar durchaus akzeptiert, aber noch lange nicht zugehörig. Ob das als Pfarrersfrau wohl schneller geht? Die Geschichte von Marie und Jakob finde ich insgesamt ziemlich seicht und ein bisschen "an den Haaren herbei gezogen".
Bei Emma und Fritz verhält es sich anders. Am gleichen Tag geboren, zusammen aufgewachsen und kurz vor der Hochzeit, haben die Ereignisse und Auswirkungen des Krieges die beiden getrennt. Über die Geschichte hätte ich gerne mehr erfahren. Schade, dass sie erst mit 90 Jahren zur Versöhnung bereit waren. So viele vergeudete Jahre, in denen sie mit unpassenden Partnern unglücklich gelebt haben. Von ihrem Leben ohne einander hätte ich gerne mehr erfahren. Schön und traurig zugleich, dass sie erst am Lebensende wieder zusammen gefunden haben.
Das Buch ist gut geschrieben, liest sich leicht, ist teilweise sehr spannend, so dass man es nicht zur Seite legen möchte und nimmt einen mit nach Oberkirchbach.
Eine schöne Lektüre für einen verregneten Sonntag, nicht mehr und nicht weniger!