unbedingt lesenswert

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malo2105 Avatar

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Marie und Jakob Eichendorf ziehen in das kleine Örtchen Oberkirchbach. Während Jakob als Dorfpfarrer in seiner Gemeinde vollkommen aufgeht, fühlt sich Marie einsam und nutzlos. War sie es früher gewohnt zu tun, was sie wollte ist sie nun nur noch die Frau Pfarrer, wie sie von den meisten Leuten der Einfachheit halber genannt wird. Sie fühlt sich überhaupt nicht wohl, es ist nicht los und sie findet keine Arbeit. Mit dem Angebot des Chores und der Landfrauen kann sie nichts anfangen.
Dann stehen die Feierlichkeiten zum 750jährigen Dorffest an, doch keiner der Oberkirchbacher scheint daran ein wirkliches Interesse zu haben. So nimmt Marie die Sache in die Hand. Nach und nach lernt sie die Dorfbewohner besser kennen und trifft bei den Vorbereitungen auf Fritz und Emma. Die beiden über 90jährigen sind seit Jahrzehnten zerstritten und sprechen kein Wort miteinander, obwohl sie sich einmal geliebt haben und sogar heiraten wollten. Marie will unbedingt herausfinden, was damals vor über siebzig Jahren geschah.
Das Buch wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Dabei steht in der Gegenwart Marie im Mittelpunkt, die in Oberkirchbach unglücklich ist und einfach nur noch weg will. Weil sie nichts anderes zu tun hat, kümmert sie sich um die Organisation der Dorffeierlichkeiten, danach will sie nur noch weg.
Marie ist eine sehr sympathische Frau, die weiß was sie will und das Herz am rechten Fleck hat. Mit ihrer Art nimmt sie auch die teilweise sehr spröden Einwohner ein und sorgt so für ordentlich neuen Schwung im Dorfleben.
Auf der anderen Seite steht die Geschichte von Fritz und Emma, die mich sehr berührt hat. Am gleichen Tag geboren ist schon früh klar, dass die beiden füreinander geschaffen sind. Als Fritz nach Kriegsende und Gefangenschaft in sein Heimatdorf zurückgekehrt, scheint zunächst alles gut zu werden. Doch der Krieg hat Fritz verändert. Emma versucht für ihn da zu sein, doch er will nicht über seine Erlebnisse sprechen. Dabei konnte er nur mit den Gedanken an Emma überleben, nur mit ihr konnte er weitermachen, weiterleben und seine Pläne verwirklichen. Hätte er Emma verloren, hätte ihn das umgebracht.
Der Leser erhält Einblicke in die Zeit ab 1947. Es ist interessant zu lesen, wie Fritz und Emma die Nachkriegszeit und die folgenden Jahrzehnte bis heute erlebt haben, wie sich ihre Leben entwickelt haben. Als Leser hofft man die ganze Zeit, dass sich für die beiden alles zum Guten wenden wird. Gerade mit Emma habe ich mitgefühlt. Sie hat in ihren Leben viel durchmachen müssen und hat trotzdem aus jeder Situation versucht das richtige zu machen. Aber auch Fritz ist mir ans Herz gewachsen. Scheint er zunächst ein alter Zausel zu sein, erfährt man nach und nach, wie es in ihn und seinen Herzen wirklich aussieht.
In den Roman stehen aber nicht nur Fritz, Emma und Marie im Mittelpunkt. Auch die Einwohner von Oberkirchbach kommen nicht zu kurz und nehmen einen großen Teil der Handlung an. Manchen von ihnen sind ganz schön schrullig, aber liebenswert und genau wie Marie schließt man mit ihnen Freundschaft und fiebert dem Höhepunkt, der großen Dorffeier entgegen.
„Fritz und Emma“ ist ein wundervoller, berührender und doch auch humorvoller Roman der mir sehr gut gefallen hat und es wird garantiert nicht mein letztes Buch dieser Autorin gewesen sein. Ich hatte mit Fritz, Emma, Marie und all den anderen Oberkirchbachern wundervolle, vergnügliche Lesestunden und daher gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung und 5 hochverdiente Sterne.