Tiefgründig und emotional

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fibelleser Avatar

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Ich habe erstmals ein Werk von Stefan Radau gelesen und bin vollauf begeistert. Schon das Cover zur Frühlingssonate hat meine Neugier geweckt, was verbindet eine Geige mit den Bergen? Ich wurde von diesem Werk nicht enttäuscht.
Im Zentrum steht Johanna. Sie wächst in einem Alpendorf auf. Ihre Vater, Uhrmacher, erzieht sie allein. Seine Frau und Johannas Mutter ist schon vor sehr langer Zeit gestorben. Schon von klein auf ist Johanna in Musik, ganz speziell in Beethovens Frühlingssonate, verliebt. Sie wünscht sich, dass sie auch einmal so Musik spielen kann. Ihr Vater lächelt und sagt, wir sind doch Uhrmacher. Dennoch verweigert er ihr nicht Geige zu spielen, genau wie ihre Mutter. Der Roman erzählt einfühlsam und sehr emotional Johannas Entwicklung. Plötzlich muss sie sich zwischen Elternhaus und Musik entscheiden. Stefan Radau gelingt es diesen Grat für den Leser abzuwägen. Und plötzlich steht die Frage, muss ich das überhaupt trennen, im Vordergrund.
Aber auch die Entwicklung von Johannas Vater trägt dazu bei. Aus Sorge, dass ihr in der Stadt etwas passieren kann, möchte er Johanna nicht gehen lassen.
Es ist also nicht nur ein Roman für junge Leute, die vor wichtigen Herausforderungen stehen, sondern auch ein Roman für Eltern, die lernen und akzeptieren sollten, dass Kinder eigene Wege samt den Erfahrungen finden müssen.
Sehr gelungen finde ich auch die Kapitelüberschriften. Der Autor wählt dazu passende Begriffe der Musik. Es reicht von Allegro bis Kadenz. So steht beispielsweise der Titel Diminuendo - leiser werden - über dem Kapitel, in dem der Vater stirbt.
Und obwohl der Roman nur von den geschriebenen Worten lebt, hatte ich beim Lesen immer wieder eine Vorstellung, wie sich Johannas Musik anhört und die Hörer im Roman sowie den Leser verzaubert.
Ich kann den Roman sehr empfehlen, nicht nur Musikliebhabern, sondern allen die die Melodie ihres Lebens suchen oder schon gefunden haben.