Im Gesellschaftskorsett

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fräulein_jennifee Avatar

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Vier Mädchen, die sich an den Händen halten, die sich gehen lassen, während das Meerwasser an ihren Körpern empor spritzt. Allein dieses Bild versetzt den Leser bereits in eine Epoche, in der am Strand noch Matrosenanzüge getragen wurden. Es versprüht Lebensfreude und denselben Drang nach Freiheit, der einen auch von den ersten Seiten des Romans heraus anspringt. Schnell wird deutlich, dass es nicht die vier Mädchen sind, die ihrem Leben Grenzen setzen - es ist die Gesellschaft, in Form eines besorgten Bruders oder einer überambitionierten Pensionatsleiterin. Mit wenigen Pinselstrichen schafft es Anna Perbrandt, die Vergangenheit vor dem geistigen Auge des Lesers auferstehen zu lassen, mit all ihren Werten, die unserer Gesellschaft so fremd scheinen - und die sie dennoch tiefgreifend geprägt haben. Der Leser möchte die Mädchen wachsen sehen, möchte Zeuge ihrer Rebellion gegen das gesellschaftliche Korsett werden, ganz gleich, ob dahinter das Motiv der Liebe oder echte Überzeugung steht. Frühlingstöchter verspricht, ein großartiger Roman über Frauenrechte und Gesellschaft im ausklingenden neunzehnten Jahrhundert zu werden. Ich selbst werde ihn in dem tiefen Bewusstsein zu Ende lesen, dass die Gegenwart Frauen wie Nora alles verdankt. Vor diesem Hintergrund darf der Grund für Auflehnung gegen die Gesellschaft gerne das Herz sein.