Fuchskind ist eine tolle Fortsetzung von Kaninchenherz

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Das Buch "Fuchskind" von Annette Wieners ist der zweite Band der "Gesine Cordes" - Reihe. Wer "Kaninchenherz" (Band 1) auch lesen möchte, sollte das zuerst tun, denn Band 2 würde Band 1 in einigen Punkten spoilern, auch wenn keine Details verraten werden.

Das Cover passt von der düsteren Stimmung zu Band 1. Wo der Acker in Band 1 für mich noch nachvollziehbar zur Handlung gepasst hat, passt die Bachlandschaft für mich jetzt nicht so gut, eine Wiedererkennung als "Serie" ist aber durch den Schriftzug gegeben. Auch hier ist wieder der Schriftzug hochstehend geprägt, der Himmel ist glänzend foliert und nach einmaligem Lesen sieht das Taschenbuch aus wie neu. Auch hier ist die Verarbeitung so hochwertig wie bei Band 1, auch nach dem Lesen noch ein Schmuckstück fürs Bücherregal.

An einem nebligen Herbsttag findet die Friedhofsgärtnerin und Ex-Polizistin Gesine Cordes ein schreiendes Baby, genau an dem 10- Jährigen Todestag ihres eigenen Sohnes. Gleichzeitig entdeckt die Polizei eine Frauenleiche for dem Friedhof, der Pförtner hat nicht geöffnet und schon ist man mittendrin in der Handlung.

Das Buch finde ich durchgehend spannend und mit dem gleichen flüssigen Schreibstil wie Band 1 geschrieben. Ganz besonders toll sind hier auch wieder die Seiten mit den vorgestellten Giftpflanzen, die Gesine in ihrem Gartenbuch dokumentiert. Somit lerne ich auch beim Lesen des Krimis noch etwas dazu, also ein Krimi mit Mehrwert. Die Kapitel sind kurz genug, um das Buch auch nach Lesehäppchen, die man sich zwischendurch gönnt, zur Seite zu legen.

Gesine Cordes mag ich als Charakter sehr gerne. Eine starke Frau, die sich nach dem Schlimmsten, was einem Menschen passieren kann, neu orientiert hat und ihr Leben in den Griff bekommen hat. Von der Polizistin zur Gärtnerin ist es ein breiter Weg, wer aber so nette Kollegen hat wie Gesine, dem gefällt es dort sicher auch. Schön, dass sie mit ihrer neuen Tätigkeit den Verlust ihres Sohnes kompensieren kann.

Auch andere Charaktere aus dem ersten Band trifft man wieder - den Chef, den Pförtner und ihre Zwillingsnichten, die mit dem Tod deren Mutter zurecht kommen müssen. Vom überforderten Schwager von Gesine, dem Vater der Zwillinge, erfährt man nur wenig und beiläufig in diesem Band. Dass Gesine bei der Erziehung unterstützend einspringt, scheint hier selbstverständlich.

Mitgefühlt habe ich auch bei der Beziehung, die Gesine von Anfang an zu dem Findelkind hatte. Ich finde es sehr schön, dass in diesem Band auch Platz für einen kleinen Menschen mit Behinderung war - und auch die Schönen Seiten der Trisomie 21 herausgearbeitet waren. Dieses Element hat mich ganz besonders berührt.

Den Exmann von Gesine, Klaus, kann ich von Anfang an nicht leiden, was sich auch im Verlaufe der Geschichte leider überhaupt nicht ändert. Er wird mir mit jedem Satz, den ich über ihn lese, unsympathischer. Für mich wirkt das soziale Engagement in seiner neuen Heimat eher vorgeschoben - der "gefallene Held" passt für mich nicht in das Bild, das ich mir von ihm gemacht habe. Aber Männergeschmack ist hier ja bekanntlich verschieden.

Auch mit Marina Olbert und der Lehrerin der Zwillinge werde ich, obwohl sie potentielle Identifikationsfiguren wären, überhaupt nicht warm. Die Freundschaft zwischen Gesine und Marina wird auf eine harte Probe gestellt, was für mich spannend zu lesen war.

In Summe ein durch und durch guter Krimi, vielen Dank, dass ich dieses Buch als Rezensionsexemplar lesen durfte!