Fuck you, Kita!

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jiskett Avatar

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Cover:
Die recht grellen und auffallenden Farben des Covers wecken sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters. Hinzu kommt das Kleinkind, aus dessen Mund die Sprechblase mit den Worten "Fuck you, Kita" kommt. Der Titel ist natürlich sehr provokant und somit ebenfalls aufmerksamkeitsfördernd.

Meinung:
Das Vorwort fand ich sehr interessant. Besonders der Bezug zu Til Schweiger Filmen, die Hoffnungen der Eltern... Ich selbst hatte eine schöne Kindergartenzeit und weiß von meinen Eltern, dass man damals problemlos einen Platz finden konnte. Die aktuelle Problematik ist mir aber keinesfalls entgangen, so dass es sehr interessant ist, von Betroffenen "live" zu erfahren, wie schwierig ihre Suche wirklich ist.

"Fuck you, Kita" ist sehr hart ausgedrückt. Man spürt, dass Wut hinter diesen Worten steckt, aber auch Verzweiflung. Dass gerade ein Kleinkind diese Worte das erste Mal geäußert hat, finde ich nicht ulkig, sondern bedenklich. Kleine Kinder sollten diese Worte noch gar nicht kennen... dass sie es aber tun, und auch auf ihre Lage im Kindergarten beziehen, finde ich schade, auch wenn vermutlich nur die aktuelle Situation vom Kind so empfunden wurde.

Bereits Annas und Daniels Suche kundet von tiefer Verzweiflung. Die Beschreibungen, was sie alles unternehmen, wie sie hoffen, bangen, sich verstellen, schließlich sogar ausländische Kindergärten besuchen... ihre Gefühle werden sehr eindringlich dargestellt, ohne plakativ zu sein. Ich habe nicht das Gefühl, etwas reißerisches zu lesen - auch wenn die beiden uns, immer kapitelweise abwechselnd, von ihren Gefühlen und Erlebnissen erzählen, tun sie dies zwar stellenweise mit Ironie und leichtem Humor, aber doch recht sachlich und nicht auf billigem Schundblatt-Niveau.

Die beiden Autoren wirken hierbei sehr sympathisch. Man spürt, dass sie "normale Menschen von Nebenan" sind. Unterstützt wird dies mit Schilderungen zu ihrem Leben, ihren Familien und ihren kleineren Belangen. Ihre Liebe zu ihrem Sohn wird dabei stets spürbar.

Am Ende der Leseprobe war ich wirklich gespannt, wie es ihnen noch gelingen soll, einen Kindergarten zu finden, wenn es nicht zu einem Wunder kommt - meiner Meinung nach haben sie nämlich bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Dass sie noch einen Platz bekommen müssen, ist aber anhand der Inhaltsangabe ersichtlich, sodass ich recht neugierig bin, wie sie es doch noch geschafft haben. Außerdem möchte ich gerne wissen, was sie im Kindergarten erleben - ob es wirklich so furchtbar ist, oder doch normal, oder ob alles übertrieben wirkt.
Bisher scheint alles sehr authentisch zu sein: wie gesagt, nicht reißerisch. Ich frage mich, ob es das ganze Buch über so bleibt - wenn ja, kann das Buch durchaus interessant sein, auch, wenn man (noch) keine Kinder hat!