Frust statt Lust mit Projekt Lotte

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"Fucking Famous" von Anne Hashagen startet stark, verliert dann zur Mitte hin den anfänglichen bissigen Schwung sowie auch an inhaltlicher Tiefe und lässt mich dann am Ende ratlos zurück.
So bin ich zwiegespalten, wie ich den kurzweilig geschriebenen Roman als Ganzes bewerten soll.

Gut gefallen hat mir der Anfang der Geschichte, hier lernt man noch Lotte, ihr Leben und weitere wichtige handelnde Personen näher kennen. Zudem sorgt der bitterböse Humor und der lockere sowie bissige Schreibstil der Autorin, dass man nur so durch die Seiten und das neue Leben der Ich-Erzählerin Lotte Hohenfeld als Influencer-Berühmtheit fliegt.

Weniger überzeugen konnte mich der inhaltliche Verlauf der anfangs vielversprechend klingenden Geschichte. Denn mit zunehmender Seitenzahl vergeht einem nämlich beim Lesen von Lottes unreifen und unsympathischen bis beleidigenden Gedanken und Kommentaren der Spaß am Lesen.
Anstatt tiefer in ihr jetziges Leben als Influencerin, ihrer Vergangenheit und der künstlichen Welt der Influencer und von Social Media einzutauchen, rast man von einer Szene zur nächsten oder verliert sich in ihren Gedanken. Die Handlung verbleibt an der Oberfläche, Nebencharaktere sind reine Schablonen und werden stereotyp dargestellt. Zunehmend verliert sich dann auch noch die Handlung in Absurditäten.

Eine glaubwürdige, humorvolle und kritische Geschichte über die Fake-Welt der Influencer liest sich für mich anders.

Insgesamt habe ich mir einfach viel mehr von "Fucking Famous" versprochen, besonders nach dem tollen Beginn.
Weniger Handlungsstränge und mehr Fokussierung auf Lotte als Person und als Influencerin hätte dem Roman gutgetan.