Scharfzüngig, aber etwas zu abgedreht

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firstprince Avatar

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3,5 von 5 Sternen

Lotte Hohenfeld hat es...nicht geschafft. Aus ihrer Start-up-Idee wurde nichts und auch ihr Buch brachte Lotte keinen Erfolg. Nun soll es Projekt "Lotte" richten. Mithilfe der IT-Kenntnisse ihrer Freundin Tessa schafft es zu einer gewissen Bekanntheit in der Influencer-Welt und in der B-Promi-Szene. Alles scheint perfekt für Lotte zu laufen, doch dann trifft sie auf Nils P und der Fall lässt nicht lange auf sich warten.

Erzählt aus der Ich-Perspektive Lottes, taucht man von Beginn an, direkt in ihr Leben und ihre Gedanken ein. Einen wirklich sympathischen Eindruck hinterlässt Lotte dabei allerdings nicht. Besonders an der Gruppe der Influencer und der Möchtegern-Promis lässt sie kein gutes Haar aus, Mitgefühl Fehlanzeige.

Anfangs sorgen ihre schonungslose Analyse dieser und ihre bitterbösen Kommentare bzw. Gedanken noch für gute Unterhaltung, doch auf Dauer verlieren sie an Biss und wirken eher jämmerlich.
Zudem verliert die Handlung nach dem schwungvollen Start bald an Richtung und Glaubwürdigkeit, besonders das überdrehte Ende wirft lässt mich etwas ratlos zurück. Hier wäre weniger, mehr gewesen.

Außerdem hätte ich gerne noch mehr Einblicke in Lottes Vergangenheit bekommen, um sie so näher kennenzulernen. Sympathie oder Nähe zu ihr kommt nicht auf.
Gut passt die Oberflächlichkeit in der Charakterbeschreibung, im Falle der Influencer-Szene ist sie ja genau das. Bei der Beschreibung von Lotte hatte ich mir jedoch mehr erwartet.

Trotz der Kritikpunkte konnte der Roman mich gut unterhalten. Vor allem die Scharfzüngigkeit der Autorin und ihr lebendiger Schreibstil konnten mich begeistern.

Wenn die Geschichte als Ganzes etwas weniger überzogen gewesen wäre sowie etwas mehr inhaltliche Tiefe an der ein oder anderen Stelle gehabt hätte, hätte es ein richtig guter Roman werden können. So verbleibt das Potenzial leider ungenutzt.
Einen interessanten Einblick in die Influencer-Welt liefert "Fucking Famous" trotzdem.