Eine Lokführerin für gewisse Stunden

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sternchen1202 Avatar

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“Nicole war eine kluge, fröhliche Frau von zweiunddreißig Jahren.“

Franka Frederik ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin und Journalistin. Während ihrer Recherchen in der Arbeitswelt machte sie die Bekanntschaft mit der Lokführerin »Nicole«, welche sie zu diesem Roman inspirierte.

Inhalt:
Nicole ist Anfang dreißig, zweifache Mutter und mit Stefan verheiratet. Die junge Familie lebt in Berlin, doch Nicoles Beruf führt sie immer zehn Tage lang auf einer Güterlok durch die gesamte Bundesrepublik. Seitdem im Ehebett nichts mehr los ist, hat Nicole sich ein zweites geheimes Leben aufgebaut, in dem sie sich jede sexuelle Fantasie erfüllt. Einmal ist sie das Hausmädchen, das für den Professor putzt, dann ist sie die Domina eines Wirtschaftsbosses oder die Lehrmeisterin eines jungen Auszubildenden einer Hotelküche. Sollte in der jeweiligen Stadt kein Liebhaber zur Verfügung stehen, sucht sich Nicole einen Mann oder legt selbst Hand an.

Als ich die Leseprobe des Romans „Fucking Fulda“ las, war ich wirklich neugierig und wollte das Buch lesen. „Eine erotische Deutschlandreise“, wie der Untertitel lautet, klang sehr viel versprechend. Außerdem hatte ich noch nie etwas von einer Lokführerin gehört, geschweige denn gelesen.

Als ich das Buch dann in den Händen hielt, dachte ich, dass es ja nicht sehr umfangreich mit 205 Seiten ist. Ich freute mich auf eine erotische Geschichte, wurde aber leider enttäuscht.

Der Prolog beginnt dann ganz gut, indem Nicoles Kindheit und ihre weitere Entwicklung geschildert wird. Jedoch hatte ich hier schon das Gefühl, dass die Beschreibungen auf einer sehr sachlichen und nüchternen Ebene bleiben. Es lassen sich kaum Gefühle erkennen und es wirkt auf den Leser eher so, als würde er alles von sehr weit entfernt begleiten.

Ein wenig Spannung kam auf, als Nicoles Begegnung mit dem Küchenlehrling in Fulda in der Hotelküche geschildert wird. Doch leider werden auch diese sexuellen Stelldicheins sehr schnell langweilig – ab dem Zeitpunkt, an dem der Leser erkennt, dass sowohl die Figuren als auch die gesamte Geschichte auf der Strecke bleiben. Zwar werden zwischenzeitlich immer wieder Episoden aus der Vergangenheit geschildert, um Nicoles Wünsche und Lüste besser zu verstehen, jedoch schaffen diese Abschnitte es nicht, ein wenig Abwechslung in den Roman zu bringen.

Neben meiner Enttäuschung stellte sich während des Lesens leider auch eine gewisse Ablehnung ein: Leider kann ich mit den Ausdrücken, die für die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane verwendet werden nicht sehr viel anfangen… Frederiks Lieblingswort scheint „Möse“ zu sein, was mich aber, ehrlich gesagt, sogar abstößt.

Die Idee für die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen, jedoch hätte ich mir gewünscht, dass die sexuellen Abenteuer von einer ausgeprägteren Geschichte zusammengehalten werden. Auch hätten die Personen noch ein wenig Tiefe und Persönlichkeit vertragen können.

Super gefallen hat mir die Alliteration „Franka Frederik – Fucking Fulda“ gefallen. Hier wird die Kreativität der Autorin deutlich, was bestimmt auch zum Kaufen verführen kann. Gleichzeitig provoziert natürlich auch der Titel und das Cover, auf dem eine aufreizend gekleidete Frau von hinten zu sehen ist.

Ebenfalls hat mir gut gefallen, dass sich das Buch sehr schnell und gut lesen ließ.

Leider kann ich jedoch nur einen Stern vergeben, da es um die sexuellen Fantasien und Erlebnisse keine wirkliche Geschichte gibt und es auch den Personen nur um das Eine geht. Empfehlen würde ich das Buch Lesern, die gerne sehr deutliche, pornographische Literatur lesen.