Die erste und die letzte Liebe

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gabriele 60 Avatar

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Illy wollte mal Pfarrer werden, weil „wenn der Pfarrer sprach, hörten alle zu“ (Seite 15). Die Autorin Elisabeth R. Hager katapultiert die Leser unmittelbar in die Kirche, doch die lange erprobte Erstkommunion verlief anders als geplant. Zum Glück half Tat‘ka, Leonores Urgroßvater dem Kind am 8.Mai 1986 das Missgeschick zu überleben. Er ist ihr Haltepunkt in allen Lebenslagen. Das zeigt sich an den Ich-Erzählungen, die uns an insgesamt fünf verschiedene Mai-Tage im Laufe von 18 Jahren führen. Egal ob es kindliche Einsamkeitsgefühle sind oder die erste Liebe; der tapfer auf die 100 zugehende Tat‘ka gibt Illy immer Geborgenheit.

Dachte ich anfangs noch, dass die einzelnen Geschichten wenig miteinander zu tun haben, rundete sich das Bild zum Ende des Buches ab. Die Autorin schreibt in angenehm ausgefeilter Sprache, in ansprechenden Wortbildern. Zum Beispiel an Tat‘kas Geburtstag, den er eigentlich nicht feiern wollte: „Im Laufe seines Lebens hatte Tat‘ka so viele Leben gestreift, dass die Terrasse sich in kürzester Zeit bis auf den letzten Platz mit Gratulanten füllte.“ (Seite 75).

Wie so häufig im Leben, verlief auch Illys Leben nicht problemlos. Doch bevor sie daran zerbrechen konnte, riet ihr der Urgroßvater (Seite 188): „Für dich und dein Leben musst Du verantwortlich sein! Das klingt nach keiner Heldentat, i weiß. Aber es is‘ eine.“

Der 1981 geborenen Autorin ist es geglückt, mich in ihrer lesenswerten Geschichte einzuhüllen, mich mit ihren Worten zu streicheln. Hier kann ich nur dem Ausspruch auf der Rückseite des Buches zustimmen: „Es ist eine große Kunst, so warmherzig und hoffnungsvoll über Verlust und Abschied zu schreiben, wie Elisabeth R. Hager es tut.“