Eine Freundschaft für`s Leben.

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anni1609 Avatar

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Leonore, genannt Illy, hat ein ganz besonders inniges Verhältnis zu ihrem Ur-Großvater, Korbinian Hofer, genannt Tat´ka. Sie befinden sich Beide in unterschiedlichsten Abschnitten ihres Lebens, stellen aber stets eine große Stütze füreinander dar und profitieren stark voneinander. Ihre Seelenverwandtschaft ist das Fundament für die Herausforderungen die das Leben in unterschiedlichen Abständen an Beide stellt. Vor allem Illy findet in Tat´ka einen wichtigen Berater und sinnbildlich den „Fels in der Brandung“.

Elisabeth R. Hager ist mit „Fünf Tage im Mai“ ein wunderbarer Roman über eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem jungen Mädchen und deren Ur-Großvater gelungen. Ihr Hauptaugenmerk richtet sie dabei auf das ausführliche Herausarbeiten der Gefühle der Protagonisten.
Der Leser verfolgt in diesem Roman das Heranwachsen von Illy vom Kind, das gerade die Kommunion empfängt, bis zur jungen Frau. Die Handlung spielt dabei jeweils an verschiedenen Tagen im Mai in unterschiedlichen Jahren. Die einzige Gemeinsamkeit der verschiedenen Tage ist hierbei, dass sich an ihnen stets besondere Vorkommnisse ereignen, die das Leben von Illy stark durcheinanderwirbeln.
Aufgrund der Ich-Erzählperspektive aus der Sicht von Illy, ist dem Leser ein besonders starkes „Abtauchen“ in den Roman möglich. Man hat sehr schnell das Gefühl, die Handlung selbst zu erleben und empfindet dadurch auch die starken verschiedenen Gefühle der Protagonistin in entsprechender Weise mit.
Besonders schön empfand ich den unaufgeregten Schreibstil der Autorin, der sehr flüssig lesbar ist. Da der Roman in Tirol spielt, wirkt es sehr authentisch, dass Elisabeth R. Hager häufig im Dialekt schreibt. Vor allem Tat´ka, dem Ur-Großvater, der auch der letzte Fassbinder Österreichs ist, legt sie entsprechende Worte in den Mund. Darüber hinaus beschreibt die Autorin von Beginn an die handelnden Personen sehr bildhaft, so dass der Leser sehr schnell das Gefühl hat, sie vor dem inneren Auge sehen zu können.
Der Roman ist fesselnd geschrieben, was sicher auch auf den überwiegenden Verzicht von Fremdwörtern zurückzuführen ist. Auch die Kapitellängen sind angenehm und innerhalb der Kapitel gibt es auch die Möglichkeit für Lese-Unterbrechungen, da Absätze enthalten sind.
„Fünf Tage im Mai“ von Elisabeth R. Hager ist im Klett-Cotta-Verlag erschienen. Der Roman besteht aus 221 Seiten und wird in sehr hochwertigem Hardcover verlegt. Das Cover auf dem Umschlag ist wunderschön passend und ansprechend mit angenehmen Farben gestaltet. Unter dem Umschlag wurde das Buch mit Holz-Optik versehen – ebenfalls passend zum Inhalt des Romans. Insgesamt ein sehr, sehr hochwertiges Buch und auch die einzelnen Seiten sind äußerst griffig und von fester Qualität. Weitere Extras sind nicht enthalten.

Auf den vorliegenden Roman habe ich mich sehr gefreut und wurde in keinerlei Hinsicht enttäuscht. Er hat mich sehr berührt beim Lesen und häufig an meine eigene Beziehung zu meinem Großvater erinnert. Beim Lesen des Buches hatte ich häufiger das Gefühl, dass der Roman zumindest gewisse autobiografische Anteile der Autorin enthalten muss. Die beschriebenen Gefühle wirkten so echt, dass sie eigentlich nicht erfunden sein können. Den Preis von 20 € empfinde ich als ein wenig zu überteuert für ein Buch mit entsprechend geringer Länge. Allerdings ist der Roman aber auch äußerst hochwertig gearbeitet – sowohl inhaltlich als auch optisch und haptisch. Von meiner Seite auf jeden Fall eine Kauf- und Leseempfehlung und ich hoffe sehr, in Zukunft mehr von der Autorin lesen zu können.