Fünf Tage und ein ganzes Leben

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regenprinz Avatar

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Der Roman hat mir wirklich gut gefallen. Elisabeth Hager erzählt hier eine außergewöhnliche Geschichte, mit außergewöhnlichen Figuren und sie tut dies zudem auf unspektakuläre, aber besondere Art und Weise.

Fünf einzelne Tage im Mai, über einen Zeitraum von 18 Jahren verteilt, bieten dem Leser jeweils Einblicke in Illys Leben an der Seite ihres Urgroßvaters, den sie Tat'ka nennt, der ansonsten Korbinian Hofer heißt und der allerletzte Fassbinder Tirols ist. Das Dorfleben wirkt ebenso authentisch wie die Menschen im Buch. Tat'ka ist geradezu unverwechselbar, was seinen Charakter und seine persönliche Geschichte betrifft. Ein am Ende knapp hundertjähriges Original eben - so eigen, wie das Holz, das er bearbeitet und dessen Beschaffenheit er mit den Händen fühlt ...
Auch Illy mit ihren Stärken und Schwächen fand ich überzeugend dargestellt.

Was den Roman für mich außerdem auszeichnet, ist, dass der Klappentext hier nicht wirklich viel vom eigentlichen Inhalt der Geschichte vorab verrät. So manche Entwicklung hat mich daher echt überrascht, vor allem was die Liebesbeziehung zwischen Illy und dem Außenseiter Tristan betrifft.
Gelungen fand ich auch viele Details, z.B. die Szene, in der die Jugendlichen auf den Berg fahren, um des toten Fußballtrainers zu gedenken und dabei die Slayer-Hymne grölen. Kopfkino vom Feinsten! :)
Die Schlussepisode bzw. der fünfte Maitag im Jahr 2004 knüpft ansonsten perfekt an den Anfang des Romans an. Überhaupt wirkt die Geschichte vom Konzept her sehr ausgefeilt und durchdacht.

Warum ich nun trotzdem nur 4 statt 5 Sternchen vergebe, liegt allein daran, dass ich vor kurzem erst "Mittagsstunde" von Dörte Hansen gelesen habe - ein Buch übers Dorfleben, das ich auch großartig fand, das mir jedoch sprachlich ein bisschen besser gefallen hat. Womöglich lag's am Dialekt, der mir hier manchmal sperriger vorkam.
Aber eine klare Leseempfehlung gibt es von mir auf jeden Fall!