Spannend, bewegend…und beeindruckend gut erzählt!

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Etwas war bei diesem Buch anders.
Ich war nach dem Ende dieses Buches nicht stark bestimmt von Euphorie oder Enttäuschung, sondern…still? Nachdenklich? Zufrieden? Ich kann es schwer greifen.
Fest steht aber, es war ein Krimi, der mir sehr gut gefallen hat. Vor allem auch, weil es kein klassischer Krimi ist.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und klar. Er ließ mich direkt in die Geschichte abtauchen:
Hawaii, 1941. Joe McGrady, ehemaliger Soldat und Polizist des Honolulu Police Department, wird mitten in der Nacht allein zu einem potenziellen Tatort geschickt. Vor Ort findet er einen jungen Mann brutal aufgeschlitzt vor – die erste Mordermittlung unter seiner Verantwortung. Bald wird klar, wie groß die Tragweite des Falls tatsächlich ist. Zusammen mit einem erfahrenen Kollegen verfolgt er die Spur des Täters, die nach Hongkong führt. McGrady wird beauftragt ihm zu folgen…und gerät zwischen die Fronten des zweiten Weltkriegs.

Das Setting hat mich von Anfang an gereizt. Denn neben Krimis zählen historische Romane zu meinen Lieblingsbüchern. Eine Kombination von beidem? Ideal für mich und in diesem Buch sehr gelungen umgesetzt. Der spannende Kriminalfall, ebenso brutal wie geheimnisvoll, wurde hier inspiriert von der Weltgeschichte. Genauer gesagt, der amerikanisch-japanischen Weltkriegsgeschichte, die mir bisher weniger bekannt war.

Mir haben die vielen Wendungen und unvorhersehbaren Verknüpfungen im Laufe der Handlung gut gefallen. Es war, als würde man die Geschichte wie bei einem Rubbellos nach und nach freilegen: Erst ganz grob und schnell. Ich konnte schon die Umrisse erkennen, bekam einen Eindruck der Hintergründe und glaubte, sie durchschaut zu haben. Jedoch hatte ich die kleinen Flecken unterschätzt, die wichtige Details verdeckten und wurde von ihnen überrascht.
Gleichzeitig verliehen wiederkehrende Personen und gezielt gesetzte Wiederholungen mit Wiedererkennungswert dem Buch einen tollen Zusammenhalt.

Was machte diesen Roman besonders?
Für mich ganz klar die Verschmelzung des Schreibstils mit dem Charakter der Protagonisten.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Roman gelesen zu haben, bei dem der Schreibstil so authentisch und gelungen den Charakter des Protagonisten widerspiegelte. Es war ein präziser, analytischer, aber gleichzeitig emotionaler Ton. Der Ton eines Soldaten, der sich und seinen Prinzipien treu bleibt. Der zu seinem Wort steht. Einem Mann, der dankbar ist und voller Hingabe. Der Ton eines Mannes ohne Wurzeln, der nach vielen Entbehrungen für das kämpft, was ihm wichtig ist: Seine Liebe.

Was hat mir nicht gefallen?
Vielleicht, dass einige Wendungen etwas zu glücklich waren? Aber wirklich gestört hat es mich nicht. Diese Wendungen steigerten die Spannung und trieben die Handlung voran. Und hey - dies ist ein Roman: Fiktion. Keine Biografie!

Als Hardcover-Liebhaberin muss ich abschließend unbedingt noch ein Lob auf das Buch an sich aussprechen: Endlich mal wieder ein Buch ohne Umschlag! Noch dazu mit toller Haptik, schlichtem, aber schönen und sehr passendem Design. Allerdings mit zwei kleinen Mankos: Den nicht entfernbaren Verweis auf den Edgar Award für den besten Krimi 2022 und das Zitat von Dennis Lehane, das ich nicht auf dem Frontcover gebraucht hätte.


Mein Fazit:

Ein durch und durch spannender Krimi, der sich gleichzeitig die Zeit für Tiefe nimmt. Ich konnte das Buch schwer aus der Hand legen und fand es in vielerlei Hinsicht beeindruckend.
Meine starke Empfehlung an alle, die Krimis und historische Romane lieben oder sich auf einen besonderen davon einlassen möchten.