Koordinaten des Todes

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theresia626 Avatar

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Beatrice Kaspary und Florin Wenninger, beide arbeiten seit zwei Jahren als Ermittler beim BKA, werden auf eine Kuhweide gerufen. Hier wurde eine junge Frau tot aufgefunden, die später als Nora Papenberg identifiziert wird. Alle persönlichen Sachen fehlen, auch ihr roter Honda Civic. Da das Opfer ohne Schuhe bekleidet war, entdeckt Bea auf ihren Fußsohlen eine Zahlenkombination, die Drasche von der Spurensicherung als Koordinaten erkennt. Diese Koordinaten führen beide Ermittler zu einem Felsen mitten im Grünen. Dort finden sie eine Frischhaltebox. Darin liegt eine Hand.“Männlich. Abgetrennt knapp unterhalb des Knöchels. In dicke Folie eingeschweißt.“ S. 34 Unter der Hand liegt ein handgeschriebener Zettel mit einer Rätselaufgabe, deren Lösung weitere Koordinaten sind. Diese führen sie zu den nächsten Leichenteilen. Das Spiel hat begonnen.

 

Es geht in dem Thriller „Fünf“ um eine moderne, seit Jahren an Beliebtheit zunehmende Freizeitbeschäftigung, Geocaching. Diese Freizeitbeschäftigung mit einem spannenden Plot zu verbinden, ist der Autorin sehr gut gelungen. Hier sind die Caches jedoch nicht mit kleinen Taschenmessern, steinalten CDs oder Nippes gefüllt, sondern mit in Folie eingewickelten Leichenteilen. Die in den Boxen liegenden Rätsel führen die Ermittler selbstverständlich nicht zu friedlichen Caches, sondern zu weiteren, den Opfern bei lebendigem Leibe oder postmortal abgetrennten Körperteilen, je nach Größe der Caches. So etwas gab es in dieser Art in einem Thriller noch nicht und ich lese sehr viele Kriminalromane und/oder Thriller. Schade, daß die Spannung mehrmals auf der Strecke bleibt und die Versuchung groß ist, daß man Seiten einfach überfliegt. Beatrice hat für mich entschieden zu viele private Probleme, fast an jeder Ecke eine neue Baustelle. Zum einen ist da der unendlich nervende, sie Tag und Nacht mit Telefonanrufen terrorisierende Ex, der sich natürlich durch seine Art auch sehr verdächtig macht und die ständigen Probleme mit den beiden Kindern. Ihre Vergangenheit, die sie für den Spieler sehr interessant macht, finde ich, ist gut ausgearbeitet. Das Buch läßt sich durch seinen flüssigen Schreibstil in einem Zug durchlesen, wenn man über die kleinen Schwachstellen hinwegsieht. Der Plot ist logisch aufgebaut, die Ermittlungsarbeit jedoch für die heutige Zeit etwas schleppend, „geht mir bloß zu langsam“(S. 97), um es mit den Worten von Beas Kollegen Stefan auszudrücken. Hoffmann, Beas Vorgesetzter, sieht das auch so. „Der dritte Mord in so kurzer Zeit, … Ich erwarte, dass es in diesem Fall schneller vorangeht, Kaspary.“ S. 181.

Auch wird Geocaching mit den verschiedenartigen Caches teilweise zu ausgiebig erklärt. Die Auflösung ist verständlich ausgearbeitet, vielleicht nicht so ganz nachvollziehbar, weil viel zu viel Zeit ins Land geht, bis der Owner auftaucht und seinen Rachefeldzug erklärt, aber keine schlechte Idee. Wer bisher nichts über Geocaching wußte, hat jetzt den totalen Durchblick und kann selbst auf die Jagd nach Frischhalteboxen in den Wald gehen, GPS-Gerät vorausgesetzt. Millionen Liebhaber dieses modernen Freizeitsports gibt es, verständlicherweise auch Ursula Poznanski. Ich habe die angegebenen Koordinaten zu Beginn des Thrillers (eigentlich ist es ein Kriminalroman) bei Google Maps eingegeben und befinde mich in Wallingwinkel. Warum das ist so, erklärt die Autorin am Ende des Buches. Romantisch wird es in der Fortsetzung, die ersten Ansätze für eine Liaison gibt es schon. Für Krimi- und Geocachingfans gibt es von mir eine Leseempfehlung.