Nicht nur für Tupperware Fans

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Schon nach den ersten zwanzig Seiten war mein Interesse an diesem Buch geweckt. Ich betreibe zwar selber Geocaching nicht, finde es aber ein ganz interessantes Hobby. Wenn es nur nicht dazu führen würde, dass Geocacher mit ihrem Auto bis so kurz wie nur erdenklich möglich vor den Fundort fahren würden und dadurch oft die Natur unnötig in Mitleidenschaft ziehen würden! Das habe ich leider auch schon beobachten müssen, aber das nur am Rande. Da kann das Buch ja nichts dafür.

Die Kombination von Morden – Rätseln – Spiel  übt auf mich eine besondere Faszination aus und so war ich sehr gespannt, wie Ursula Poznanski diese Elemente zu einem Thriller verwebt.

Auf einer Wiese wird die Leiche einer Frau gefunden. Auf ihren Füßen sind Koordinaten eintätowiert, die zu einem Fundort eines Caches führen. Neben einer Männerhand beinhaltet die gefundene Plastikdose einen Brief, der sich direkt an die Polizei richtet und ein Rätsel, das zu den Koordinaten des nächsten Caches führt

Von diesen Rätseln hatte ich mir anfangs etwas mehr Beteiligung als Leser erhofft. Man kann sich allenfalls Gedanken machen, wie man vorgehen würde, um die im Rätsel genannten Person zu finden, aber miträtseln ist so gut wie nicht möglich. Da war ich etwas enttäuscht, so dass ich dann auch die Errechnung der Koordinaten rechnerisch nicht nachvollzogen habe, sondern einfach darüber hinweg las. Ich habe dann aber doch begonnen, die Koordinaten wenigstens bei google maps einzugeben und fand es ganz witzig, wenn ich beispielsweise (S. 130 im Buch) bei den Koordinaten N47°48.022  E013°10.910 ein Bild eines Wasserfalls gefunden habe und das Kapitel genau damit beginnt.

Nach etwa 150 Seiten nimmt der Thriller dann Fahrt auf, so dass ich das Buch innerhalb kurzer Zeit fertig gelesen hatte. Die Spannung ist nach dem ersten Drittel ununterbrochen hoch. Man bekommt ausreichend Futter zum Mitdenken und Mitleiden. Es mangelt nicht an Leichen und Blut. Die Handlung ist sehr intelligent aufgebaut, bei den wenigen  Nebenschauplätzen ist man lange nicht sicher, inwieweit sie für die  Haupthandlung bestimmend sind.

Die Hauptfiguren gefallen mir teilweise sehr gut. Das Ermittlerduo ist jung, dynamisch, sympathisch. Beatrice Kaspary hat als vollberufstätige alleinerziehende Mutter einerseits hohen Identifikationscharakter. Sie ist eine liebevolle Mutter, die sich glücklicherweise für die Betreuung ihrer Kinder auf ihre Mutter und ihren Bruder verlassen kann, wenn beruflich alles drunter und drüber geht. Für meinen Geschmack hatte ich genau ausreichend oft gelesen, dass die Kinder bei Oma schlafen oder das Wochenende bei ihrem Vater verbringen. Mehr hätte ich als störend empfunden. Wenn man selber Kinder hat, weiß man, dass es schwierig ist, alles unter einen Hut zu bringen und will nicht beim Lesen auch noch ständig daran erinnert werden, dass vielleicht jemand zu kurz kommen könnte.

Beatrices Partner, Florin Wenninger ist mir etwas zu glatt geraten. Er ist gut aussehend, stilsicher, liebt ein gepflegtes Ambiente und gute Küche – und weil Geld doch auch ein bisschen sexy ist, ist er auch noch ein bisschen vermögend. Aber er unterstützt Bea optimal und kann guten Kaffee kochen. Ich hoffe erstens, dass es Fortsetzungen dieser Reihe gibt und zweitens, dass sich Florin dann doch noch etwas Ecken und Kanten entwickelt.

Leider etwas klischeehaft geraten ist für mich Hoffmann, Florin und Beatrices Chef bei der Salzburger Polizei. Er ist die typische Nervensäge von Chef, der ständig Resultate einfordert, Bea nicht viel zutraut, weil sie als Frau und allein erziehende Mutter angeblich zu viele private Probleme hat und sich selber überhaupt nicht an den Ermittlungen beteiligt. Dieser Stereotyp von Chef kommt leider bei sehr vielen Krimis so ähnlich zum Zuge, da hätte ich mir mal etwas Abwechslung gewünscht.

Sprachlich ist der Thriller sehr flüssig zu lesen und leicht zu verstehen. Poznanski schreibt sehr sicher, abwechslungsreich mit angenehmem Satzbau. Sie trifft genau meinen Geschmack, was die Mischung an Dialogen und beschreibendem und erzählendem Text betrifft.

Mit _Fuenf_ hat es Ursula Poznanski geschafft, sich nach zwei sehr gelungenen Jugendbüchern auch in die Herzen der erwachsenen Thriller Liebhaber zu schreiben. Ein junges, sympathisches Ermittlerduo und Geocaching, ein modernes Spiel für Erwachsene als Aufhänger sind die Hauptzutaten für diesen spritzigen, modernen Thriller. Ich würde gerne mehr von der Sorte lesen.

Ich vergebe für _Fuenf_ eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.