Für alle Tage, die noch kommen

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anjanaka Avatar

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Kurz vor ihrem 25. Geburtstag erhält Melissa von einem Anwalt eine Art Tagebuch ihrer Mutter Eleanor. Ein Buch mit Fotos, Rezepten und Erinnerungen, das diese extra für Melissa geschrieben hat. Eleanor hatte Brustkrebs und wusste, dass sie sterben würde. Sie lehnte es damals ab, ihrer 8-jährigen Tochter zu erklären, dass sie bald nicht mehr da sein würde und beschloss stattdessen die gemeinsame Zeit in vollen Zügen zu genießen. Und dieses Buch zu schreiben und ihr zu hinterlassen. Für Melissa ist es ein Schock, als sie das Buch erhält, denn sie hat sich nie wirklich von ihrer Mutter verabschieden können und steckt eigentlich noch mitten in der Trauerbewältigung bzw. Verdrängung ihrer Gefühle. Insofern beschließt sie, die Existenz des Buches erstmal für sich zu behalten und weder ihrem Freund Sam, noch ihrem Vater Max davon zu erzählen.

Mir persönlich hat die Geschichte und vor allem die Idee dahinter sehr gut gefallen. Als Leser erfährt man in Zeitsprüngen von Eleanors Erfahrungen mit der Entdeckung der Krebserkrankung und wie sie damit umgeht, dem Leben im Heute von Melissa und Max, und erhält Einblicke in das Tagebuch. Die Idee mit den Rezepten aus der Kindheit gefällt mir sehr gut und ich überlege, ob es wohl möglich ist, einige davon nachzukochen.
Ich mochte auch sehr die Beschreibungen der Urlaube in Cornwall; das hat mir Lust gemacht, dort auch einmal hinzureisen. Überhaupt waren die Beschreibungen so gut, dass ich mich in die Situationen hineinversetzt fühlte: den Sand unter den Füßen fühlte oder die süße Marmelade auf der Zunge schmeckte.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war die große Enthüllung am Ende der Geschichte. Ich bin der Meinung, dass die Story das nicht gebraucht hätte. Viel lieber hätte ich mehr darüber gelesen, wie Melissas Leben sich durch die Auseinandersetzung mit dem Tod ihrer Mutter, aber auch dem schönen Leben, dass sie gemeinsam hatten, verändert. Zudem waren mir die Zeitsprünge häufig ein bisschen viel. Teilweise wurde man ohne Absatz plötzlich in die Vergangenheit versetzt.
Ein weiteres Problem beim Lesen war, dass ich mich mit Melissa und Sam nicht wirklich identifizieren konnte. Und schon nach kurzer Zeit fiel mir auf: das liegt an der Sprache. Die deutsche Übersetzung ist hier nicht besonders gut, denn sie wird dem Sprachgebrauch von 25-jährigen nicht gerecht. Wo im Englischen der Ausruf: "Shit, Sam!" erfolgt, als dieser plötzlich nachts vor Melissa steht, wird hier mit "Meine Güte, Sam!" übersetzt (Seite 38), um nur ein Beispiel zu nennen. Die Sprache wirkt sehr gestelzt, geeignet vielleicht für ältere Damen, aber ganz bestimmt nicht für junge Erwachsene im Jahre 2011. Sehr schade! Ich würde daher eher dazu raten das Buch im Original zu lesen.