Eine Familie und ihre Verstrickungen

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gisel Avatar

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Franziska hatte jahrelang nur sehr distanziert Kontakt zu ihrem Vater, nun soll sie auf Anweisung ihrer älteren Schwester Monika auf ihn aufpassen, solange Monika in Urlaub ist. Denn bisher hat Monika allein nach ihm gesehen, wie sie bisher schon immer für ihre Eltern da war. Monika war die Tochter, die alles hinkriegte, Franziska das schwarze Schaf der Familie. In der ungewohnten Nähe zum Vater brechen alte Konflikte mit neuer Heftigkeit wieder auf, Erinnerungen tauchen auf. Und stoßen einen Prozess auf, der Franziskas Leben – und nicht nur ihres – verändern wird.

Kann man mit 50 Jahren wieder zurückkehren, wenn man in den Augen der Eltern alles falsch gemacht hat? Wenn man selbst immer gegen die Ansicht der Eltern rebelliert hat, wenn man Brücken abgebrochen hat, wenn Chancen unwiederbringlich verloren sind? Franziska hat keine andere Wahl. Ihr Leben scheint in einem tiefen Tal angelangt zu sein: Ihre berufliche Planung ist gescheitert, sie hat keinen Partner, keine Kinder, scheinbar keine echte Zukunft. Und nun soll sie beim Vater wieder einziehen, soll ihn pflegen, weil die Schwester dringend Erholung braucht. Kann das überhaupt funktionieren? Franziska taucht tief ein in Erinnerungen, gräbt überraschende Informationen aus, findet nie gesehene Nachrichten. Und auch der Vater, Heinrich, erlebt die Zeit nochmal neu, muss sich mit dieser Tochter auseinandersetzen, die ihm so viel Rebellion entgegenbrachte. Das Miteinander gestaltet sich nicht einfach, doch dann gibt es den Weg frei für die Heilung von vielen alten Wunden, die nach wie vor schmerzen. Das ist nicht immer einfach zu lesen, dafür aber gibt es überraschende Wendungen, die den Weg frei machen für eine Veränderung. Man fiebert mit Franziska und Heinrich mit, kann sich gut in sie hineinversetzen, durch die Familiengeschichte die Innenansichten der einzelnen Familienmitglieder nachvollziehen. Die Erzählung berührt, trägt doch so ziemlich jeder von uns ungelöste Konflikte aus der Vergangenheit mit sich. Auch wenn anfangs manches etwas langatmig erschien, ergibt sich im Nachhinein eine Geschichte, die in sich selbst schlüssig und rund ist.

Diesen Roman um eine Familie und ihre Verstrickungen hat mich in ihren ganz eigenen Sog ziehen können. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.