Lebenslinien einer Familie

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schnuck55 Avatar

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Auf Bitten ihrer älteren Schwester Monika kehrt die 50-jährige Franziska nach Jahren zurück in ihr Elternhaus, um sich um ihren alten, gebrechlichen Vater Heinrich zu kümmern. Nach dem plötzlichen Tod der Mutter Johanne hatte Monika diese Aufgabe übernommen. Nun muss sie jedoch wegen eines Burnouts behandelt werden.

Monika war immer die Mustertochter gewesen, während Franziska schon im Teenageralter als aufmüpfig und rebellisch galt. Früh hat sie sich dem Umweltschutz verschrieben und konnte nicht begreifen, dass ihr Vater als Ingenieur und Planer für Straßen und Landebahnen ganze Wälder geopfert hat.

Bereits nach dem Abitur hat sie deshalb die Familie verlassen, ihr Glück erst in Berlin dann in diversen Ashrams und auf einem Hof gesucht. Nun trägt sie die Verantwortung für den Vater, der weder die beantragte Kur antreten will, noch dem behindertengerechten Ausbau des Hauses zustimmt. Können Franziska und ihr Vater die alten Ängste und Zwänge vergessen, ihre Konflikte lösen, sich annähern und die verbleibende Zeit friedvoll verbringen?

Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mit dem Roman warm wurde. Die vielen Rückblicke - mal aus Sicht von Franziska, mal aus Heinrichs - haben die Leselust zunächst etwas behindert. Im Nachhinein muss ich aber zugeben, dass der Roman dadurch sehr geschickt aufgebaut ist. Es lohnt sich wirklich dranzubleiben. Man erfährt von der Kindheit der Eltern in den Kriegsjahren bis hin zur Gegenwart, wer wann wie warum gehandelt hat und versteht dadurch vieles, was in der Familie im Argen liegt, besser. Der Schreibstil ist fließend und bildhaft.

Die Charaktere der Protagonisten sind realistisch und nachvollziehbar dargestellt durchaus bewegendes Buch, zu dem das Cover, ein ansprechendes Bild aus schönen Sommertagen, auf dem zwei Mädchen an einem tiefblauen See sitzen, sehr gut passt.