Berührender Wohlfühlroman

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lynas_lesezeit Avatar

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Mich hat der Roman "Für immer und noch ein bisschen länger" von Barbara Leciejewski auf eine Gefühlsachterbahn mitgenommen. Ich habe mitgefühlt, mitgelitten und mitgelacht. Es war ein leichtes, die Bewohner der ungewöhnlichen WG und auch ihren Nachbarn ins Herz zu schließen. Am besten gefallen hat mir, dass es keine kitschige, überfrachtete Geschichte voller Happy-Ends ist, sondern ich mir gut vorstellen kann, dass alles irgendwo in Deutschland genau so passiert wäre.

Zuletzt eingezogen in die WG und deutlich jünger als alle anderen ist Anna. "Der schlimmste Tag in Annas Leben war der 3. Februar 2014." An diesem Tag hat Anna ihre große Liebe Jeremias verloren. Seitdem lebt die junge Pianistin auf Sparflamme.
Neu für mich war, dass Annas Erfahrungen mit Alltagsrassismus aufgrund ihres asiatischen Aussehens geschildert werden. Mir war gar nicht bekannt, dass es so ausgeprägt ist. Das fand ich erschreckend und nachdenklich stimmend.

Gunilla ist eine würdevolle Dame Mitte Achtzig, die sehr feinfühlig und liebevoll ist. Ihre Karriere als Opernsängerin hat sie als junge Frau aufgegeben, nachdem sie geheiratet und Kinder bekommen hat.

Michel ist Gunillas Sohn und hat in der WG seinen Halt und Rückzugsort gefunden.

Rose hat vor einigen Jahren ebenfalls ihre große Liebe und damit auch ihre Lebensfreude und ihre Wörter verloren. Seitdem redet sie kaum noch und verbringt ihre Tage allein mit Häkelarbeiten.

Kurt-Georg ist die gute Seele der WG. Er erledigt die Einkäufe und kocht für alle. Auch emotional ist er für die anderen dar. Er trägt jedoch ein großes Geheimnis mit sich.

Und dann ist da noch Anders. Er ist der direkte Nachbar der WG und wird allmählich ein guter Freund von Anna und den anderen.

Gemeinsam haben alle sechs, dass sie mit ihren ganz eigenen Herausforderungen kämpfen. Es ist rührend sie alle bei ihrer langsamen Annäherung zu begleiten.

Mir gefällt die klare, passagenweise bildhafte, Sprache. Der Handlung konnte ich gut folgen und mich vor allem wunderbar in die einzelnen Personen hineinversetzen und so Nähe zu ihnen aufbauen. Schön war dabei auch, dass die Geschichte nicht nur aus der Perspektive von Anna erzählt wurde, sondern einige Kapitel auch aus Sicht ihrer Mitbewohner geschrieben sind. Dabei reichen einige Kapitel auch in die Vergangenheit hinein. Trotz der Wechsel ist immer klar erkennbar, in welcher Zeit die Handlung spielt und um welche Person es geht. Gelungen fand ich zudem, dass die Pandemie und ihre Einschränkungen des Alltags in die Handlung einfließen.

"Für immer und noch ein bisschen länger" von Barbara Leciejewski hat mir sehr gut gefallen, mich laut lachen lassen und zu Tränen gerührt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus für diesen berührenden Wohlfühlroman aus.