Gemeinsam einsam oder wie die Rückkehr ins Leben gelingt

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smoerblomma84 Avatar

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Inhalt: Die Pianistin Anna verkriecht sich nach dem Tod ihres Freundes Jeremias in ihrer gemeinsamen Altbauwohnung in München und möchte von der Außenwelt einfach nur in Ruhe gelassen werden, am besten für immer. Bis sie schließlich an einem ihr verhassten Montag die Kündigung der Wohnung erhält und nun komplett den Boden unter den Füßen verliert. Nach vielen vergeblichen Besichtigungen und weil die Zeit langsam knapp wird, landet sie schlussendlich mitten in einer Senioren-WG, in der sich alle Bewohner auf ihre Weise und aus den unterschiedlichsten Gründen von der Welt zurückgezogen haben. Leben und leben lassen oder gemeinsam einsam – so der Leitgedanke der Wohngemeinschaft zu Beginn. Nach und nach holt Anna mit ihrer Art die einzelnen Bewohner ins Leben zurück und arbeitet damit auch ihre Vergangenheit Stück für Stück auf.

Mit der Hauptprotagonistin Anna wurde ich nicht direkt von Anfang an warm. Ihren Schmerz konnte ich nachvollziehen, manches schroffe, distanzierte Verhalten jedoch nicht. Je mehr sich die Handlung aber entwickelt hat, um so mehr ist mir auch Anna ans Herz gewachsen und auch ihr Verhalten in bestimmten Situationen wird verständlicher.
Ihre Mitbewohner (Gunilla, Kurt, Rose, Michel) und der Nachbar Anders hingegen waren direkt greifbar für mich. Die Charakterzüge und liebenswerten Macken jedes Einzelnen wurden durch den flüssigen, feinfühligen Schreibstil der Autorin sehr authentisch und tiefgründig beschrieben. Jede einzelne Figur hat einen hohen Wiedererkennungswert und vermittelte mir beim Lesen häufig das Gefühl selbst Teil der Wohngemeinschaft zu sein.

Fazit: Das Buch „Fritz und Emma“ konnte mich schon begeistern, aber der Roman „Für immer und noch ein bisschen länger“, hat mich komplett mitgenommen und noch mehr berührt. Warmherzig, witzig, aber auch stellenweise traurig - ich habe lange kein so ergreifendes Buch mehr gelesen. Ich konnte den Roman kaum zur Seite legen und bin traurig, dass die Geschichten aus der Zumpestraße nun enden. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.