Herzerwärmend

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eva-mariekwade Avatar

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Anna, eine Konzertpianistin, muss aus ihrer Wohnung ausziehen. Doch diese Wohnung ist ihr Rückzugsort nach dem Tod ihres Verlobten Jeremias. Was soll sie nur tun? Auf der Suche nach einer neuen Wohnung entdeckt sie eine Annonce für eine WG der etwas anderen Art, denn die Mitbewohner sind um einiges älter als Anna selbst. Als dann die Corona-Pandemie kommt und sie somit vorübergehend keine Arbeit mehr hat, möchte Anna noch mehr von ihren Mitbewohnern erfahren und plant gemeinsame Aktivitäten, wie zum Beispiel Film- und Spieleabende. In dieser Zeit kommt sie auch ihrem blinden Nachbarn, Anders Fröhlich, näher. Sie findet wieder in einen „erträglichen“ Alltag zurück und merkt, dass jeder Ihrer neuen Mitbewohner und auch ihr Vater, mit dem sie ein eher kühles Verhältnis hat, eine ebenso traurige Geschichte hat, wie sie selbst.

Das Buch-Cover erinnert an einen Liebesroman. Ich finde jedoch, dass dieses Buch so viel mehr ist. Es geht um Liebe, um die Trauer wenn man geliebte Menschen zu verlieren und auch wie wichtig es ist, nicht alles aufzugeben und sich einzuigeln.

Der Schreibstil ist fantastisch. Sehr jugendlich aber ganz und gar nicht plump. Mit Anna kann ich mich gut identifizieren, sie hat ihre große Liebe verloren und ihre Welt um sie rum zerbricht. Als mein Bruder bei einem Unfall ums Leben kam erging es mir genauso. Der Gedanke, dass die Personen, die wir verloren haben an unserem Bett sitzen finde ich sehr schön und auch sehr tröstlich. Ich kann nur nicht verstehen, wie Annas Freunde sie so im Stich lassen konnten.

Die Beschreibungen sind so gut, dass man sich bildlich alles vorstellen kann und sich fühlt als wäre man in der Geschichte dabei.

Mir gefällt es sehr, dass die Kapitel recht kurz gehalten sind. Manche Kapitel sind aus der Sicht von Annas neues Mitbewohnern geschrieben, so lernt man diese nach und nach kennen und hat einen Einblick in ihre Gedanken. Außerdem verraten diese Kapitel immer nur ein bisschen von der Vergangenheit und auch der aktuellen Situation der Protagonisten, sodass man sehr gerne mehr erfahren möchte.

Manchmal irritieren mich die Zeitsprünge, aber diese sind immer als Kapitelüberschrift gekennzeichnet.

Ich finde es schade, dass das Verhältnis zwischen Anna und ihrem Vater so kühl und gezwungen ist. Umso mehr habe ich mich über das Happy End der beiden gefreut.

Gunilla und KG habe ich sofort ins Herz geschlossen. Und auch die stille Rose ist ein interessanter Charakter. Von Michel, Gunilas Sohn erfährt man nicht so viel.

Anders Fröhlich, der blinde Nachbar von Anna ist ein toller Typ. Trotz seiner Blindheit hat er seinen Humor nicht verloren. Ich liebe diesen Sarkasmus.

Da das Buch zum Anfang der Corona Pandemie spielt, ist dies ein wichtiger Faktor. Vor allem für Anna, der plötzlich die Gage von den Konzerten fehlt. Die WG-Bewohner sind fassungslos, was da auf sie zukommen mag. Eigentlich möchte ich in Büchern nicht zusätzlich noch an unsere derzeitige Situation mit der Pandemie erinnert werden, aber durch die schöne Handlung vergisst man das schon fast.

Ich finde das Thema Musik so schön, da ich selbst Musik mache und ich habe mich so gefreut dass Anna und Gunilla zusammen musiziert haben. Mir geht es da wie Anna, wenn ich Musik spiele, vergesse ich alles um mich herum. Ich kann einfach in meine Gedanken abtauchen und mich treiben lassen. Danach geht es mir oftmals viel besser.

Ich habe dieses Buch so gerne gelesen. Ich konnte schmunzeln, hab mein eigenes Leben mit dem der Charaktere vergleichen und oft sind auch die Tränen geflossen, da ich so berührt war. Das hat fast noch keine Geschichte bei mir geschafft.

Ein herzerwärmendes und emotionales Buch, das ich nur weiterempfehlen kann. Ein wirkliches Highlight für mich.